Dalia Schipper erzählt von der neuen Regionalstelle der Caritas im Oberland. Junior Coaching, Sozialarbeitende, Wohnungs- und Arbeitsvermittler. Das Team ist vielfältig. Foto: P. Neuenschwander
Verstärkung für soziale Anliegen
Caritas Bern ist neu mit einer Regionalstelle im Berner Oberland präsent. Ein Gespräch mit Geschäftsleitungsmitglied Dalia Schipper.
Seit März ist Caritas Bern mit einer Regionalstelle im Berner Oberland präsent. Dalia Schipper, Caritas Geschäftsleitungsmitglied, im Gespräch über die neue Regionalstelle in Spiez.
«pfarrblatt»: Warum richtete die Caritas im Oberland eine neue Regionalstelle ein?
Dalia Schipper: Zum einen geht es um Arbeitsintegration von Flüchtlingen und ihre Unterbringung in Wohnungen. Das fusst auf einem Auftrag des Kantons. Caritas Bern betreibt ja eine eigene Fachstelle Wohnen. Direkt vor Ort ist es einfacher, Wohnungen und Arbeitsstellen zu finden, als von Bern aus. Zum anderen hatte es am Eigerplatz schlicht keinen Platz mehr, die Geschäftsstelle weiter auszubauen. Vor einem Jahr hat zudem der Kanton überlegt, die Regionen in der Flüchtlingsarbeit mehr einzubinden und mit den Regierungsstatthaltern enger zu kooperieren.
Für wen sind die Dienstleistungen gedacht?
Mal sicher für die anerkannten Flüchtlinge, das sind 180 Personen, die im Oberland Wohnsitz haben und vom Sozialdienst abhängig sind.
Wer sind die andern Anspruchsgruppen?
Die Caritas ist mit ihrem ganzen angestammten Angebot für alle Armutsbetroffenen in der Region präsent, mit der KulturLegi, ihrem Dolmetschdienst oder der Stellenvermittlung. Zusätzlich ist die Caritas mit dem Caritas-Markt in Thun seit Jahren erfolgreich präsent. Wir pflegen auch Kontakte mit den Organisationen, die mit der Flüchtlingsarbeit zu tun haben, Gemeinden, Pfarreien, Freiwilligen, Sozialdienste, Arbeitgeber, Wohnungsbesitzer.
Ist das Kleingewerbe oder die Gastronomie bereit, Beschäftigung anzubieten?
Wir stehen ganz am Anfang. Vom Kanton gibt es ein Pilotprojekt «Koordinierte Arbeitsvermittlung für Flüchtlinge im Berner Oberland». Dieses Projekt ist bei uns eingegliedert. Ein Unternehmer aus dem Berner Oberland wird das Projekt ab Mitte Mai betreuen. Er kennt sich vor Ort gut aus und ist bestens vernetzt. Zudem setzt sich diese Stelle auch für die Vermittlung von Arbeit an nicht anerkannte Flüchtlinge ein.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Pfarreien und Kirchgemeinden?
Auch hier stehen wir am Anfang. Wir pflegen aber seit jeher gute Beziehungen zu den Kirchen. Es gibt bereits punktuelle Kooperationen im freiwilligen Bereich etwa. Das wird systematisiert werden. Die Kirchen sind eine ganz wichtige Ressource vor Ort.
Wer leitet die Regionalstelle?
Das ist Christoph Leu. Er kam vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk zu uns. Ein wichtiges Kriterium war für uns, dass die Leitungsperson einen Bezug zum Oberland hat. Herr Leu hat lange im Oberland gearbeitet. Am 9. Mai gibt es übrigens an einem Tag der offenen Tür Gelegenheit, die ganze Crew kennenzulernen. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Sie selbst haben auch einen Bezug zum Berner Oberland?
(Lacht) Einer meiner Grossväter stammt aus Grindelwald. Und meine Schwiegereltern leben im Kandertal.
Wie finanziert sich die Geschäftsstelle?
Zu einem grossen Teil über die Pro-Kopf-Pauschale, die wir vom Kanton für die Flüchtlinge bekommen und zu einem kleineren Teil mit Geldern aus dem Arbeitsvermittlungsprogramm und aus dem Organisationskapital von Caritas.
Wie begegnet man der Caritas und den Flüchtlingen im Oberland?
Die Caritas hat sich einen guten Ruf erarbeitet. Das spüren wir auch im Oberland. Natürlich, in den Städten fallen Flüchtlinge weniger auf als in den überschaubaren Dörfern im Oberland. Wir sind uns bewusst, dass es vor Ort, mit den Menschen, mit den Gemeinden, einen engen Kontakt braucht. Die Regierungsstatthalter kennen die Menschen hier sehr gut. Wir werden neben guter Betreuung von Armutsbetroffenen und Flüchtlingen auch Gespräche mit den Einheimischen führen, uns an Anlässen zeigen, damit unsere Arbeit auch ein Gesicht bekommt. Meine ersten Kontakte stimmen mich auf jeden Fall zuversichtlich.
Interview: Jürg Meienberg