Armenierin neben totem Kind, Aleppo 1915. Foto: Keystone
Völkermord, Völkermord, Völkermord
150 deutsche, türkische und israelische Wissenschaftler haben vergangene Woche die Anerkennung des Genozids an den Armeniern durch den deutschen Bundestag gefordert.
Dieser beriet über eine fraktionsübergreifende Erklärung zu eben diesem Völkermord und veranstaltete einen regelrechten Eiertanz. Der Einsatz der Wissenschaftler hat sich schliesslich nur teilweise ausbezahlt. In der Endfassung der Erklärung kommt der Begriff Völkermord zwar vor, aber reichlich verklausuliert.
Das Deutsche Reich als Weltkriegsverbündeter der Osmanen hatte an der damali-gen Untat zweifelsfrei einen komplizenhaften Anteil. Die fraktionsübergreifende Erklärung spricht sehr zurückhaltend von einer «unrühmliche Rolle», die das Deutsche Reich gespielt habe.
Die 150 Wissenschaftler haben in der Einleitung geschrieben: «Vergeben Sie die historische Chance nicht, den Opfern, den Überlebenden und den Nachfahren des Völkermords an den Armeniern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Bereits 100 Jahre liegt der Beginn des Völkermords an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reichs zurück: Was mit der Vertreibung der armenischen Intellektuellen und Notabeln aus Konstantinopel am 24. April 1915 begann, endete im massenhaften Sterben von schätzungsweise 1,5 Millionen armenischer Männer, Frauen und Kinder in den Tälern der nordsyrischen Wüsten. Die planvolle Vernichtung der Armenier, die auch die Verfolgung und Ermordung der syro-aramäischen Christen einschloss, hatte viele Gesichter: Hunger, Krankheit, Erschöpfung, Vergewaltigungen und Plünderungen während der Todesdeportationen kennzeichneten die Jahre 1915/16 ebenso wie Folterungen und Massaker unsagbarer Grausamkeit und Gewalt.»
Andreas Krummenacher