Die Benediktinerin Philippa Rath hat über 150 Zeugnisse berufener Frauen gesammelt. Foto: KNA
Von Gott berufene Frauen
Ihr Charisma ist in der katholischen Kirche unerwünscht.
Die deutsche Benediktinerin Philippa Rath versammelt 150 Zeugnisse katholischer Frauen, die sich zur Diakonin oder Priesterin berufen fühlen.
An 12 ihr bekannte Frauen schickte die Philippa Rath ihre Anfrage. Sie bat um ein schriftliches Zeugnis, dass sie sich von Gott zur Diakonin oder Priesterin berufen fühlten.
Innerhalb von nur fünf Wochen bekam sie 150 Antworten: von Pfarreiseelsorgerinnen, Ordensfrauen, Sozialarbeiterinnen, Theologieprofessorinnen, Journalistinnen, Grossmütter, Ehefrauen, Singles zwischen 20 und 95 Jahren.
«Solange ich denken kann, macht es mir Freude, in der Kirche mitzuwirken», schreibt Christine Demel, Pfarreiseelsorgerin in Willisau. Sie bedauert es, «dass ich nicht dazu beitragen kann, dass in jeder Pfarrei an jedem Sonntag Eucharistie gefeiert wird.»
Andere Wege suchen
Die Frauen, von denen 26 anonym bleiben, mussten andere Wege suchen, um ihre Liebe zum Evangelium, zu Gott und zur Kirche zu leben: «Ich lebe meine Berufung in der Verkündigung und in der existenziellen Begleitung von Menschen», schreibt Claudia Mennen, Leiterin des Bildungshauses Propstei Wislikofen. Andere haben zur evangelisch-reformierten oder christkatholischen Kirche konvertiert.
Dennoch bleiben Schmerz und Unverständnis, «von 'oben' nicht willkommen zu sein, mit meinem Charisma nicht ernst genommen und vor allem nicht gleichberechtigt behandelt zu werden», schreibt Hella Sodies, Pfarreileiterin in Greifensee.
«Wir existieren in unserer Kirche»
Ziel ihres Buches war, so Sr. Philippa im Vorwort, Bischöfen zu widersprechen, von denen sie bei den ersten Synodalen Treffen in Deutschland hörte, «dass es doch in Wahrheit eigentlich wohl nur ganz wenige berufene Frauen gäbe.»
Doch «egal, ob Rom uns wahr- und ernst nimmt, wir existieren in unserer Kirche», sagt Hella Sodies. «Nicht nur als Lückenbüsserinnen für die fehlenden Priester, sondern mit einer je individuellen Berufung.»
Sylvia Stam