Von herrschenden Nonnen und schreibenden Päpsten

10.01.2025

Im Vatikanstaat gibt’s neu Frauenpower und bei den Nonnen im Val Müstair herrscht Freude. Papst Franziskus hat seine Autobiografie geschrieben und das «pfarrblatt» darf sie vorab lesen. Der News-Überblick


Liebe Leserin
Liebe Leser

Auf die endlosen Festschmäuse zwischen Weihnachten und Neujahr folgt gemeinhin das Januarloch. Das kollektive Verdauen, bevor die Nachrichtentaktung und das Leben wieder hochfahren. Der Vorteil der relativen Ruhe: eine schöne Nachricht aus dem Vatikan machte auch ausserhalb der einschlägigen katholischen Medien Schlagzeilen: Zum ersten Mal in der Geschichte des Vatikanstaats bekommt eine Frau einen Chefposten.

Nonnen-Power in Rom 

Simona Brambilla, italienische Ordensfrau, wird Präfektin des «Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens». Für den weltlichen Mainstream übersetzt: Brambilla wird das vatikanische Departement für Klosterwesen leiten, sozusagen das Super-Ministerium der Kirche für Ordensleute weltweit. 
 


Papst Franziskus hatte die Ernennung einer Frau lange angekündigt. Unklar war, welches Dikasterium der Papst aussuchen würde. Da es weltweit deutlich mehr Ordensfrauen als Ordensmänner gibt, ist die Ernennung auch strukturell sinnvoll.

Im ältesten Schweizer Frauenkloster, in St. Johann im Val Müstair, hat die Ernennung dennoch überrascht. «Ich habe über Papst Franziskus gestaunt», schreibt Priorin Aloisia dem «pfarrblatt». Von der neuen Präfektin wünscht sich der Konvent ganz bescheiden «einen Rundbrief, in dem sie etwas von sich erzählt». Dass eine Frau nun dieses Amt begleitet, sei «etwas Besonderes.» Und die Priorin selbst ist «gespannt, was das für unsere Gemeinschaft bedeutet».

 


#nuntastic Müstair

Tatsächlich ist die Zukunft des Klosters St. Johann unsicher. Heute leben acht Frauen im Alter zwischen 60 und 93 Jahren in dem Kloster, das seit seiner Gründung durchgehend bewohnt ist und dieses Jahr 1250-jähriges Bestehen feiert. Letztes Jahr durfte ich einige Tage bei den Schwestern verbringen. Seither bindet mich eine besondere Beziehung an diese Gemeinschaft, die ihren Glauben authentisch und selbstverständlich lebt. Sollte die Zahl der Frauen auf fünf sinken, droht dem Kloster die Auflösung. Die Entscheidung darüber liegt letztlich in Rom – bei der Präfektin Simona Brambilla und dem Papst.

Päpstlicher Pageturner

Nächste Woche wird Papst Franziskus in anderer Sache weltweit für Schlagzeilen sorgen: Am 14.1. erscheint seine Autobiografie. Pflichtbewusste Katholikin, die ich bin, habe ich mir natürlich ein Vorabexemplar besorgt. Damit Sie, liebe Leserin und Leser, nach Ende der Sperrfrist am Dienstagmorgen sofort in den Genuss einer Rezension auf pfarrblattbern.ch kommen.

Fun fact: Um ein Exemplar zu erhalten, musste ich unterschreiben, wirklich niemandem, nicht einmal privat, etwas über den Inhalt zu verraten. Gerichtsfürchtige Bürgerin, die ich auch bin, halte ich mich natürlich daran und sage hier nur so viel: Es lohnt sich! Alles weitere: Dienstagmorgen bei uns online, auf Instagram und TikTok.
 

 


Nicht nur beim Papst, auch ein Blick in meinen eigenen Terminkalender zeigt, dass das Januarloch weniger tief ausfallen könnte als auch schon. Es besteht also durchaus Hoffnung, dass der nächste Newsletter wieder vor Geschichten strotzt. Aber bevor die Taktung absehbar wieder hochfährt, gönnen wir uns also noch ein paar Tage des kollektiven Verdauens.

Mit herzlichem Gruss

Annalena Müller
«pfarrblatt»-Chefredaktorin 

Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.