Von Kommunikationskrise und Krisenkommunikation

11.04.2025

Der Ruf der Kirche ist schlecht, ihr Engagement im sozialen Bereich geschätzt. Migrant:innen sind treuer als Schweizer:innen und im Bistum Basel gab es einen abrupten Abgang. Der Newsüberblick


Wie soll man angesichts von Missbrauchskrise und Austritten über Kirche kommunizieren? Dieser Frage stellte sich die katholische Kirche des Kantons Zürich. Sie gab eine repräsentative Umfrage über das Image der Kirche in der Deutschschweiz in Auftrag. 

Das Resultat überrascht nicht wirklich.  Zwei Drittel der Befragten, Kirchenmitglieder und andere, attestieren der katholischen Kirche einen schlechten oder eher schlechten Ruf. Hauptkritikpunkt ist überraschenderweise die Diskriminierung von Frauen – noch vor dem Umgang der Kirche mit der Missbrauchskrise. 

Miteinander und Füreinander

Mehr als die Hälfte bewertet das soziale Engagement der Kirchen positiv. Simon Spengler, Leiter Kommunikation der Zürcher Kantonalkirche, will künftig das Füreinander und Miteinander der Kirche mehr in den kommunikativen Fokus rücken. 
 


Interessante Schlüsse zieht auch Stephan Jütte, Leiter Kommunikation der EKS. Gemäss der Umfrage geniesse die reformierte Kirche habe zwar «Ansehen – aber wenig Wärme». Ähnliches stellt auch Stefan Amrein fest, der das Portal kirchenaustritt.ch betreibt. Seiner Einschätzung nach ist die Kirchenbindung bei Katholik:innen stärker als bei Reformierten, wie er im Interview mit dem «pfarrblatt» sagt. 
 


Besonders stark ist die Bindung zur Kirche bei katholischen Migrant:innen. Eine zweite, nicht repräsentative Umfrage unter Zürcher Missionsgemeinden zeigt: Diese Gruppe hat ein positives Bild ihrer Kirche. Darüber hinaus ist ihnen die Kirche auch als spirituelle Heimat wichtig. 

Überraschende Kündigung

Wie schwer kirchliche Unternehmenskommunikation dieser Tage ist, führte uns die überraschende Kündigung von Barbara Melzl, Mediensprecherin des Bistums Basel diese Woche vor Augen. Melzl beendet ihre Tätigkeit per sofort nach nur zwei Jahren im Amt. Erst vor wenigen Monaten haben die Schweizer Bischöfe ihre nationale Mediensprecherin entlassen, die ebenfalls rund zwei Jahre im Amt war. Diese Stelle konnte bis heute nicht besetzt werden. Auch für das Bistum Basel dürfte schwer werden, die Stelle wieder zu besetzen. 
 


Es gibt aber auch Good News zu kommunizieren. Die Schweizer Bischöfe, Landeskirchen und Orden dürfen nun Zustimmung des Vatikans gegen das Kirchenrecht verstossen: Personalakten müssen – entgegen den Vorgaben des Kirchenrechts – nicht mehr nach zehn Jahren vernichtet werden. Rom hat seinen Segen zu diesem Schweizer Sonderweg gegeben. Dadurch soll dem Vertuschen von Missbrauchsfällen ein Riegel geschoben werden. 

Ich wünschte mir, dass das Beispiel Schule macht, und die Bischöfe auch bei anderen Themen den Mut finden, gegen das Kirchenrecht zu verstossen. 

Trump vergisst Vatikan

Gute Miene zum bösen Spiel von Donald Trump macht unsere Chefredaktorin Annalena Müller. Als versierte Investigativjournalistin hat sie aufgedeckt, dass Trump in seinem Zoll-Wahn zwar an eine nur von Pinguinen bewohnte Insel im indischen Ozean gedacht, den Vatikan jedoch offenbar vergessen hat

Gute Nachrichten kommen auch aus dem Haus der Religionen. Dort konnte die Stelle der Geschäftsleitung intern mit einer kompetenten Fachfrau besetzt werden: Laila Sheikh, bisher Programmverantwortliche, leitet das Haus ab Juni
 


Von Herausforderungen in der Kommunikation weiss auch das «pfarrblatt» zu berichten, auch wenn dieses als journalistisches Medium nicht unter die kirchliche Unternehmenskommunikation fällt. Im aktuellen Jahresbericht erfahren Sie, auf welchen Kanälen das «pfarrblatt» wächst. Darüber hinaus erhalten Sie einen witzigen Einblick in den turbulenten Redaktionsalltag des Frauenteams samt Chefkatze. Apropos Team: Weil eine Kollegin sich beruflich neu orientiert, ist bei uns eine Stelle ausgeschrieben. Bewerbungen sind noch bis am 25. April möglich. 

 

Ein hoffentlich warmes Frühlingswochenende wünscht Ihnen
Sylvia Stam
Redaktorin «pfarrblatt» Bern


Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.