Von Missbrauch und Kulturwandel

30.08.2024

Dieser Tage, da das Thema Missbrauch wieder medial an Aufmerksamkeit gewinnt, frage ich mich, wo stehen wir ein Jahr nach Veröffentlichung der Studie?

 

Liebe Leserinnen und Leser

«Hier steh’ ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor». So hadert Heinrich Faust in Goethes weltberühmter Tragödie. Dieser Tage, da sich der Jahrestag der Publikation der Missbrauchsstudie nähert und das Thema wieder medial an Aufmerksamkeit gewinnt, kommen mir diese Worte in den Sinn und die Frage: Wo stehen wir ein Jahr später?

Die Antwort fällt durchwachsen aus. Nach dem 12. September 2023 beschlossen die Verantwortungsträger zahlreiche Massnahmen und gelobten einen Kulturwandel. Allein, dieser scheint noch auf sich warten zu lassen.

 


Letzte Woche berichtete der «Beobachter»: Bischof Gmür plane, seinen früheren Offizial zum Ehrendomherrn zu ernennen. Das Problem: Dem besagten Offizial werden gravierende Fehler in der Aufarbeitung des Missbrauchsfalls «Nussbaumer» nachgesagt. Für die Betroffene war die Ankündigung «ein Schlag ins Gesicht». Dass die Ernennung ein Automatismus ist, ändere nichts, sagt Denise Nussbaumer im Interview mit dem «pfarrblatt». «Automatismen kann man stoppen.»

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Einmal im Jahr gibt der Bischof von Basel der Arbeitsgemeinschaft der Pfarrblattredaktionenr (Arpf) ein grosses Interview. Dieses Mal stellte sich Bischof Felix Gmür Fragen aus Zürich und Schwyz. «pfarrblattbern.ch» veröffentlicht das Gespräch in zwei Teilen.

 


Im ersten Teil spricht der Bischof über seine Freude auf die kommende Weltsynode im Vatikan. Auch in diesem Gespräch ist das Thema Missbrauch zentral. Über seine Gespräche mit Betroffenen sagt Bischof Gmür: «Das Verbrechen bekommt ein Gesicht, wenn man mit Betroffenen redet.»

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In Bern hiess es dieser Tage Abschiednehmen von einem Menschen, der die örtliche Kirche über drei Jahrzehnte prägte. Christian Kissling ist am 7. August verstorben. Auf «pfarrblattbern.ch» teilen langBischof Felix Gmür. Foto: Christoph Widerjährige Weggefährt:innen ihre Erinnerungen an den kantigen Theologen.

 


In einem berührenden Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche bereiteten Freunde und Familie einen würdigen Abschied für Kissling, der, so Markus Bär, «kein traditioneller Theologe war, sondern jemand, der eine Kirche für Menschen wollte, die einfach nur leben wollen.»

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Ebenfalls Abschiednehmen mussten die Bewohner von Brienz. Abschied von der Gewissheit, dass der Mensch der Natur Herr werden kann.

 


Nach den Zerstörungen des Unwetters vor zwei Wochen geht es in Brienz ans Aufräumen und Verarbeiten. Langsam wagten die Menschen wieder den Blick nach vorn, sagt Diakon Jure Ljubic. «Wir planen eine ökumenische Feier zur Wiedereröffnung des Friedhofs.»

Bei all den schweren Themen soll die Leichtigkeit nicht verloren gehen. Auf Instagram ist unsere neue Serie «Hinter Klostermauern» gestartet.

 


Ordensfrauen erzählen von ihrem Leben vor dem Kloster und ihrer Berufung. Ein erfrischend anderer Blick hinter die Klausur.

Und am Wochenende feiert die Pfarrei Bruder Klaus ihr 70-jähriges Bestehen. Das Jubiläumswochenende wird am Ostring standesgemäss gefeiert. Am Samstag lädt die Pfarrei zum Jubiläumskonzert (Nabucco) und am Sonntag zum Hochamt mit Bischof Felix Gmür ein.

Schauen Sie rein und lassen Sie uns am Sonntag beim Apero anstossen, auf Bruder Klaus, Geburtstage und auf alles, was schön ist im Kleinen und Grossen.

Herzlich,

Ihre Annalena Müller
Chefredaktorin «pfarrblatt»