Trump ist zurück - ob man es will oder nicht. Bild: DeepAl

Von Nebel und Narzissten: Der Newsrückblick

08.11.2024

Wahlen in den USA und in Bern und Kirchenparlamente in Bern und Luzern. In Kirche und Gesellschaft ist einiges in Bewegung. Hier geht's zum Newsüberblick.


Liebe Leserin
Lieber Leser

Noch kann ich es nicht glauben, dass in Amerika jemand wiedergewählt wurde, der immer zuerst an sich und seinen eigenen Profit denkt. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, scheint es mir sinnvoller, hierzulande im Kleinen zu wirken, wo es möglich ist. 

 


Kirchliche Debatten


Debattiert wird hierzulande auch in den Kirchen. Anfang dieser Woche entschied das Parlament der Evangelischen Kirche Schweiz im Berner Rathaus, eine ökumenische Seelsorgestelle einzurichten, und zwar auf nationaler Ebene. Für Diskussionen sorgte die Angst einiger Synodaler, die kantonale Autonomie könnte dadurch beschnitten werden. Dennoch hat sich am Ende klar die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein koordiniertes Vorgehen auf nationaler Ebene wichtig ist, um die Interessen der Kirchen zu vertreten. Dies auch im Hinblick auf die anhaltenden Diskussionen, öffentliche Gelder für die Kirchen zu streichen.

 


Die katholischen Gremien RKZ und SBK entscheiden Ende November bzw. Anfang Dezember über die nationale Seelsorgestelle. Das «pfarrblatt» wird darüber berichten. 

Luzern will sich vernetzen

Dass Vernetzung über Kantonsgrenzen hinaus wichtig ist, war auch an der Synode der katholischen Landeskirche Luzern spürbar. Dem Parlament der Landeskirche ist es ein Anliegen, kirchliche Anstellungen und Privatleben zu entkoppeln. Konkret heisst das, auch  Seelsorgende, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben oder geschieden sind, sollen eine Missio erhalten können. Eine Sonderkommission der Luzerner Landeskirche bleibt an diesem Thema dran und möchte dazu andere Landeskirchen ins Boot holen, um gemeinsam Druck auf den Bischof zu machen. Auch das «pfarrblatt» bleibt dran und fragt demnächst bei der Berner Landeskirche nach. 
 


Ostern im Herbst und Probeliegen im Sarg

Eine politische Dimension gibt es selbst bei einem kirchlichen Fest wie Allerseelen: «Wie gedenken wir der namenlosen Toten im Mittelmeer?», fragt Wolfgang Bürgstein, Generalsekretär von Justitia et Pax. Wer es lieber theologisch mag, dem sei der Text des Berner Seelsorgers Josef-Anton Willa empfohlen. Auf Glaubenssache-Online nennt er Allerheiligen ein «Osterfest im Herbst.» 

 


Wie es ganz konkret ist, in einem Sarg zu liegen und sich mit dem Bestattervelo über den Friedhof Bremgarten fahren zu lassen, habe ich für Sie getestet. Und auch gleich ein Video davon gemacht. Anlass war das Berner Stadtfestival «endlich.menschlich», das in zwei Jahren wieder stattfinden soll. Dass es am Lebensende letztlich immer um das gleiche geht, wurde im Haus der Religionen deutlich: Unabhängig von Religion oder Konfession wünschen sich Sterbende, in einer Gemeinschaft eingebunden und nicht allein zu sein. 

Hoffen wir, dass Gemeinschaft und Gemeinwohl auch in den USA erfahrbar bleiben, selbst wenn Donald Trump wieder an der Macht ist. Über dessen messianische Selbstinszenierung hat der Churer Neutestamentler Markus Lau einen spannenden Beitrag geschrieben. Und wenn Sie wissen wollen, wie es den Menschen nach der Wahl geht, erfahren Sie mehr dazu auf unserem Instagram-Account @pfarrblattbern. Social-Media-Redaktorin Sarah Gloor verbringt ein Studienjahr in New York und hat dort Leute nach der Wahlnacht befragt. 

Bleiben Sie warm, auch unter Nebel und Narzissten. 

Herzlich
Sylvia Stam,
«pfarrblatt»-Redaktorin