Ohne Social Media keine Realität, Quelle: ai image
Von Verlusten und Chancen
Kirchenaustritte und optimistische katholische Jugend; Kardinal Kurt Koch über Ökumene und die Schweizer Kirchen suchen den Schulterschluss bei gesamtgesellschaftlichen Aufgaben. Der Newsüberblick.
Liebe Leserin
Lieber Leser
In Bern kündigt sich der erste Schnee an und auf dem Stärnemärit drängen sich die Menschen bei Fondue und Glühwein. In den letzten Wochen des Jahres ziehen viele Menschen Bilanz und machen sich für Neues bereit.
Quo vadis, ecclesia?
In der Kirche ist es ähnlich. Nebst Advents- und Weihnachtsvorbereitung tagen Kirchenparlamente, Kirchgemeinden und auch das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) veröffentlichte seine jährliche Statistik. Letzte Woche musste das SPI eine Verdopplung der Austrittszahlen nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie 2023 verkünden. Das kam zwar nicht unerwartet, macht es aber trotzdem nicht weniger schmerzhaft.
Ein kleines Trostpflaster kam immerhin aus der Stadt Luzern. Eine repräsentative Umfrage der dortigen katholischen Kirche zeigt: Junge Katholik:innen sehen die Kirche positiver als erwartet. Zwar gibt es für Bern keine vergleichbaren Zahlen, aber die grossen Linien dürften ähnlich sein. Aus Sicht des «pfarrblatt» besonders interessant: Für Informationen setzen die Jungen auf Social Media. Gut, dass wir uns neben Instagram seit einer Woche auch auf TikTok versuchen: @pfarrblatt.bern.
Ob Jung oder Alt, Printleserin oder Social-Media-Nutzer, alle wissen mittlerweile, dass Kirche sich verändert. Der oberste katholische Laie der Schweiz, RKZ-Generalsekretär Urs Brosi, ist da keine Ausnahme. Im Gespräch mit dem «pfarrblatt» erklärt er, was die Weltsynode nun ganz konkret für die Schweizer Kirche bedeutet.
Global, regional, national
Einen Vorteil scheint der Mitgliederschwund immerhin zu haben. Er erinnert die Kirchen an die Synergien. Am 6. November haben die Glaubensgemeinschaften neue Leitlinien zur Asylseelsorge unterschrieben. Erstmals mit dabei: der muslimische Dachverband FIDS.
Auch im Kanton Bern stehen die Zeichen auf ökumenischen Zusammenschluss – aus gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Am Samstag wird das Parlament der Berner Landeskirche voraussichtlich beschliessen, die Heimseelsorge zusammen mit den Reformierten zu stemmen (das «pfarrblatt» berichtet am Samstag aus Thun).
Ebenfalls in den nächsten Tagen berät die RKZ, ob die Spitalseesorge zum einen auf nationaler Ebene und zum anderen ökumenisch geregelt werden soll. Die EKS hat bereits Anfang des Monats zugestimmt. Auch von katholischer Seite wird mit Zustimmung gerechnet.
Die Krux mit den Reformierten
Apropos Ökumene: Kardinal Kurt Koch, ehemaliger Basler Bischof und heute Chef des «Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen», also der vatikanischen Ökumene-Behörde, war kürzlich auf Heimatbesuch. An der Universität Luzern sprach er zur Ökumene.
Tenor des Vortrags: Wenn alle christlichen Kirchen endlich den Papstprimat anerkennen würden, wären alle Probleme gelöst. Ah ja. Der Bericht meiner Kollegin Sylvia Stam, die auch Stimmen der anwesenden – ökumenischen – Kirchenpromis eingeholt hat, ist dennoch sehr lesenswert.
Von Luzern nach Bern
Nicht kleckern, klotzen scheint sich die Uni Luzern zu denken. Ein Woche nach KKKs Besuch findet am 25. November die jährlich «Hans Küng- Weltethos-Lecture» statt. Dieses Jahr hält sie Azza Karam, die viele Jahre bei den UNO in New York tätig war. Themenschwerpunkt: Religion und Geschlechtergerechtigkeit. Aus katholischer Sicht durchaus ein aktuelles Thema. Das «pfarrblatt» hat vorab mit Prof. Karam gesprochen.
Zurück in heimische Gefilde. Am kommenden Dienstag dürfen wir Kardinal Kochs Nachfolger im Bischofsamt, Felix Gmür, in Bümpliz begrüssen. In St. Antonius spricht der Bischof mit Mitgliedern der Pastoralraum-Pfarreien über die Kirche der Zukunft. Synodal, kollegial und, natürlich, öffentlich. Am 26. November um 19.00 in der Burgunderstrasse 124, 3018 Bern.
Wenn Sie mögen, sehen wir uns dort. Und wenn nicht, dann nächste Woche wieder in Ihrem Briefkasten oder jeden Tag online auf www.pfarrblattbern.ch.
Mit herzlichem Gruss
Annalena Müller
«pfarrblatt»-Chefredaktorin
* Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.