Wanted: zwei Generalsekretär*innen
Zwei Inserate im Vergleich
Die beiden obersten Gremien der katholischen Kirche Schweiz suchen derzeit je eine/n Generalsekretär/in. Ein Vergleich der Inserate gibt interessante Einblicke in die beiden Seiten des dualen Systems, findet pfarrblatt-Redaktorin Sylvia Stam in ihrer Kolumne.
Eine Woche nach <link https: jobs.kath.ch d show advert external link in new>der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) publiziert auch die<link https: jobs.kath.ch d show advert external link in new> Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) ein Inserat mit der Berufsbezeichnung «Generalsekretär/in». Die RKZ ist der Zusammenschluss der staatskirchenrechtlich organisierten Landeskirchen.
Beide Bisherigen waren langjährige Stelleninhaber, was als positives Zeichen gewertet werden darf. Erwin Tanner, Theologe und Jurist, wechselt nach 10 Jahren von der Bischofskonferenz zum Hilfswerk Missio. Der Theologe Daniel Kosch wird 2022 nach 21 Jahren bei der RKZ pensioniert.
Förderung der Frauenquote
Erfreulich ist, dass sich SBK wie RKZ eine Frau oder einen Mann für diesen Posten vorstellen können. Um die Frauenquote in den bisher männerlastigen Gremien zu fördern, spreche ich daher in meinem weiteren Text ausschliesslich von Generalsekretärinnen. Allfällige männliche Kandidaten sind selbstverständlich mitgemeint.
Interessanterweise stellt nur die RKZ die Gretchenfrage: «Sind Sie mit den Werten der römisch-katholischen Kirche verbunden?» Die SBK spricht im Anforderungsprofil lediglich von «Vertrautheit mit der römisch-katholischen Kirche». Das beinhaltet – mit Verlaub – noch nicht einmal Loyalität gegenüber derselben. Wird dies stillschweigend vorausgesetzt? Oder verbindet die SBK mit einem Hochschulabschluss in Theologie automatisch eine Verbundenheit mit katholischen Werten?
Hochschulabschluss in Theologie
Anders als die RKZ möchte die SBK nämlich zwingend eine Theologin für diese Stelle, sie sollte zudem Erfahrung im kirchlichen Dienst mitbringen. Bei der RKZ kann es auch eine Betriebswirtschaftlerin oder gar jemand mit einem Hochschulabschluss in «verwandten Gebieten» sein, solange «fundierte Kenntnisse in NPO-, Verbands- oder Public-Management» vorhanden sind. Für den SBK-Job braucht es ausserdem «ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick» sowie Diskretion. Ein versteckter Hinweis auf schwierige Auseinandersetzungen?
Das bischöfliche Generalsekretariat scheint etwas aufwändiger zu sein, hier braucht es 100 Prozent, während der RKZ-Job auch mit 80 zu bewältigen ist. Bei den Bischöfen geht es denn auch um die Führung von 20 Mitarbeitenden, wo die RKZ lediglich von einem «kleinen Team» spricht. Entsprechend listet die SBK deutlich mehr Tätigkeiten auf: Es gilt, «die Aufgaben der Dienststellen sowie der angeschlossenen Organisationen» zu koordinieren, die viermal jährlich stattfindenden Vollversammlungen der SBK vor- und nachzubereiten, für die Umsetzung der Gremienbeschlüsse zu sorgen und «umfangreiche interne und externe Netzwerkarbeit» zu leisten, und zwar national wie international.
Beratende Stimme an Vollversammlung der Bischöfe
Für all diese Aufgaben winkt immerhin die Möglichkeit, «mit beratender Stimme» bei den Vollversammlungen der Bischofskonferenz mitzuwirken – eine Option, die allenfalls für Frauen interessant sein könnte, ist diesen doch die Mitgliedschaft in diesem Gremium und damit auch jegliches Stimmrecht nach wie vor verwehrt.
Die RKZ fasst den Aufgabenbereich der zukünftigen Generalsekretärin deutlich kürzer: Die Person prägt die Aktivitäten der RKZ, vertritt diese nach aussen, gestaltet die Öffentlichkeitsarbeit und verantwortet ihre Projekte mit. Da beide Inserate die Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen Gremium erwähnen, werden sich die beiden neuen Generalsekretärinnen also unweigerlich begegnen.
Wer auf einen guten Lohn hofft, dürfte bei der RKZ, welche die Kirchensteuern verwaltet, besser bedient sein. Während die SBK hierzu keine Angaben macht, wirbt die RKZ mit einem Lohn nach den Anstellungsbedingungen der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Mit deren bekanntermassen hohen Löhnen dürfte die Stadt Freiburg, wo die SBK ihren Sitz hat, nicht mithalten können. (sys)