Teresa von Avila. Peter Paul Rubens. «Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Busse, dann Busse!» David Monniaux - commons.wikimedia.org/

Warum wird in Klöstern gefastet

18.02.2015

Nach Fasnacht und Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Ordensleute pflegen diese Tage ganz besonders. Dabei geht’s um Besinnung und Reinigung und nicht um Diäten oder Gewichtsabnahme.

Bei einem Klosterbesuch machte eine Magd einst eine abfällige Bemerkung, als sie beobachtete, wie sich die berühmte Klosterfrau Teresa von Avila (1515–1582) mit sichtlichem Appetit ihrer Leibspeise zuwandte. Die heute als Heilige verehrte Teresa hatte die Fähigkeit zu mystischer Versenkung und tiefem Gebet. Wie konnte sich diese vorbildliche Frau dermassen kulinarisch-leiblichen Genüssen hingeben? Teresa hörte die Bemerkung über sie und meinte nur: «Merke dir: Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Busse, dann Busse!» Teresa überwand offenbar oft Widerstand mit Humor. Tiefe Spiritualität gehörte für sie zusammen mit dem Engagement im weltlichen Leben. So reformierte sie auch den Karmelitinnen- Orden, der eremitische Elemente mit Gemeinschaftsleben verbindet. Mit etwa 8500 Schwestern bilden die Karmelitinnen noch heute den grössten beschaulichen Orden und sind auf allen Kontinenten vertreten. Das berühmte Zitat von Teresa weist darauf hin, dass die Fastenzeit in der christlichen Tradition eine andere Funktion hat als Gewichtskontrolle und Wohlbefinden. Das Fasten bereitet uns zuerst vor auf die Ereignisse der Ostertage. Und das bewusste Enthalten von fester Nahrung soll helfen, sich seiner Einordnung im Leben bewusster zu werden. Es kann Orientierungshilfe sein und Quelle für eine bewusstere Gestaltung des Alltags. In der heutigen Zeit beginnt dies wohl schon mit dem Ausblenden des «kulinarischen Lärms» von TV-Koch-Shows bis Lebensmittel-Verkaufsaktionen. Gespräche, Vorträge, Besinnungs- und Meditationszeiten wirken unterstützend. Die Fastenzeit verschafft jedes Jahr der Busse und Einkehr ihren Platz – auch als Vorbereitung fürs nächste «Rebhuhn».