Augustiner-Mönch Gregor Mendel begann ab 1856 mit Erbsen zu experimentieren. Er erforschte mit ihnen die Grundlagen der Vererbung. Foto: fotolia, Mihai Simonia
Was hat Erbsenzählen im Kloster mit Wissenschaft zu tun?
Dank der Erbsen aus dem Klostergarten kam der Augustiner-Mönch Gregor Mendel im 19. Jahrhundert den Grundlagen der Genetik auf die Spur. Welch bahnbrechende Entdeckung er gemacht hatte, erlebte er allerdings nicht mehr.
Die Industrialisierung brachte im 19. Jahrhundert manch neue Produkte und Erkenntnisse mit sich. Erbsen hatten dabei gleich mehrfach bahnbrechenden Einfluss: Aus ihnen entstand nicht nur die erste Päcklisuppe – auch Gregor Johann Mendel nutzte sie als Grundlage für seine Experimente. Der Bub aus dem damaligen Österreichisch-Schlesien hatte in der Volksschule gute Noten. Darum setzte sich sein Lehrer bei den Eltern dafür ein, dass er das Gymnasium besuchte, obschon das Geld kaum zum Überleben reichte, auch während des zweijährigen Studiums am Philosophischen Institut der Uni Olmütz.
Erst der Eintritt in die Augustinerabtei des Klosters St. Thomas in Alt Brünn, dem heutigen Brno in Tschechien, sicherte Mendel seine Existenz. 1843 begann Mendel ein Theologiestudium, 1847 wurde er zum Priester geweiht. Der Abt des Klosters förderte seine Neigung zur Wissenschaft. In Wien durfte er Mathematik, experimentelle Physik, Naturgeschichte oder Physiologie der Pflanzen studieren.
Hinter den Klostermauern werkelte er gleichzeitig emsig im Garten. Mit unheimlichem Fleiss beobachtete Mendel Pflanzen und entdeckte Gesetzmässigkeiten. 1856 begann er Erbsensorten zu kreuzen. Zeigten sich Eigenschaften in den Nachkommen erneut? Die Gartenerbse wählte er als Versuchspflanze, weil sie schnell wächst. 1865 veröffentlichte Gregor Mendel seine Forschungsergebnisse. Der eifrige Mönch hatte die Grundlagen der Vererbung entdeckt. Was Gene sind, wusste er nicht, diesen Fachausdruck führte erst 1909 der dänische Biologe Wilhelm Johannsen ein. 1884 starb Mönch Mendel. Seine Erkenntnisse bilden heute noch als «Mendelsche Gesetze» die Basis der modernen Genetik.