Was muss man eigentlich glauben, und was nicht?

20.05.2015

Was muss man eigentlich glauben, und was nicht? Das hat mich vor kurzem jemand gefragt. Daraus entstand ein Gespräch, das mich sehr bewegt hat, und es zwang mich – einmal mehr! – zu reflektieren, was eigentlich Glaube für mich bedeutet.

Man muss nicht glauben, dass der Mensch fähig ist, alles so meistern und lenken zu können, um damit der Welt ein neues Gesicht nach eigenem Gutdünken zu verschaffen. Ich glaube auch nicht, dass der Mensch die vollkommene Erkenntnis besitzt und sich folglich mit Gott messen kann. Ich glaube nicht, dass der menschliche Verstand gross genug ist, um das Geheimnis des Lebens vollumfänglich erfassen zu können.

Ich glaube jedoch, dass die Kraft des Heiligen Geistes fähig ist, die Herzen zu öffnen und die Intelligenz des Menschen zu erhellen, so dass er bereit ist, auf IHN zu hören. Ich glaube auch, dass der Heilige Geist Mittel und Wege kennt, welche dem Menschen oft verschlossen bleiben, weil er selbstgefällig und eigensinnig ist. Besonders als Christ glaube ich an die Kraft des Windes und an die Feuerzungen, mit denen Gott sich uns während des ganzen Lebens symbolisch offenbart.

Gottes Wirken hört nämlich nicht am Morgen des Ostertages auf, nein, vielmehr findet SEIN Wirken an Pfingsten seinen Höhepunkt. Pfingsten: Gottes Wind weht in den Herzen der Menschen – ohne diesen Atem Gottes erstickt der Mensch.
Pfingsten: Gottes Licht leuchtet in den Herzen der Menschen – ohne dieses Feuer versinkt der Mensch in der Dunkelheit. Pfingsten ist der Heilige Geist, ist Atem und Licht für die Welt.
Der Heilige Geist – die dritte Person der Heiligen Dreifaltigkeit.
Eines Tages werden wir feststellen, dass Gottes Atem und Licht in der Welt immer schon waren, immer sind und immer sein werden; es wird uns nichts anderes bleiben, als uns in aller Demut und Tiefe vor Seiner Grösse zu verbeugen. Gott ist Gott und nichts anderes. Am Ende der Tage wird es keine Frage mehr geben nach Glauben oder nicht Glauben. Am Ende der Tage werden wir Gottes Angesicht schauen.
Unser Glaube, so oft schwankend, wird uns dann in aller Deutlichkeit die Augen öffnen. Es ist ein Glück, dass der Heilige Geist bis zu diesem bestimmten Tag sein Wirken fortsetzen wird, so lange es Menschen gibt auf dieser Erde. Welch unermesslich grosse Präsenz für uns Menschen und für das ganze Universum.

+Denis Theurillat Weihbischof des Bistums Basel