Die Baldegger Schwestern geben das Kurhaus «Bergruh» in Amden SG im Herbst auf. Es fehlt der Nachwuchs. Die Schwestern stellen das Haus als Asylunterkunft zur Verfügung. Foto: ky

Was tun für die Flüchtlinge?

03.06.2015

Im Haus «Bergruh» der Baldegger Schwestern in Amden richtet der Kanton St. Gallen 2016 ein Asylzentrum ein. Nun gibt es massive Kritik – auch gegen die Ordensfrauen, die im Kurort ob dem Walensee während Jahrzehnten geschätzte Arbeit geleistet haben.

Mit einem zynischen Plakat «Danke liebe Baldegg- Schwestern» protestierten Bewohner in Amden gegen die Asylunterkunft. Sie fürchten um das Image des Ferienortes. Das Kurund Ferienhaus Bergruh ist im Besitz der Baldegger Schwestern, die sich im Herbst aus dem Ort zurückziehen. Die Generaloberin der Baldegger Schwestern, Sr. Zita Estermann, ist nicht überrascht über die Kritik: «Wir mussten mit Widerstand rechnen.» Die Ordensfrau weiss, dass es in Amden bereits vor 20 Jahren wegen Asylsuchenden Konflikte mit der Bevölkerung gab. Trotzdem sagt Schwester Zita: «Ich kann nicht verstehen, dass die Menschen gleich wieder schwarz sehen und nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass alle Beteiligten aus den gemachten Erfahrungen gelernt haben.» Und sie meint: «Es ist lediglich ein Teil der Bevölkerung von Amden, der die Unterbringung von Asylsuchenden so kategorisch ablehnt.»
Seit 1924 führen Baldegger Schwestern das Kurhaus Bergruh in Amden. Während 91 Jahren beherbergten die Schwestern hier unzählige Gäste zum Ausruhen, Entspannen und Erholen. Doch die Zeit klassischer Kuren ist vorbei und auch die personelle Situation des Ordens erfordert eine Neuausrichtung. Die kleiner und älter gewordene Gruppe der Schwestern konzentriert sich auf den Hauptsitz im luzernischen Seetal. Auch dort hat die Gemeinschaft eine Liegenschaft zur Unterbringung von Asylsuchenden zur Verfügung gestellt. Der Orden hat Räume, die für ein in der Gesellschaft dringendes Anliegen genutzt werden können. Schwester Zita: «Als Ordensgemeinschaft haben wir Mitverantwortung dafür, wie sich unsere Gesellschaft gegenüber benachteiligen Menschen verhält», sagt die Generaloberin und doppelt nach: «Wer soll denn in solchen Situationen vorangehen, wenn nicht die Kirche?»