Bianca Forster (24) stellt gemeinsam mit anderen jungen Leuten «etwas Grosses auf die Beine». Bid: zVg
Weniger Geld für sich – mehr Zeit für andere
Ein Engagement für den virtuellen Weltjugendtag
Die Bernerin Bianca Forster (24) arbeitet grad so viel, dass sie über die Runden kommt. Den Rest ihrer Zeit schenkt sie anderen Menschen – zum Beispiel mit ihrem Einsatz im OK des nationalen Weltjugendtages vom 23. bis 25. April. Er findet in Bern statt, online.
Von Marcel Friedli
Die Jugendlichen sprechen Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch: An den monatlichen Online-Meetings des Organisationsteams des nationalen Weltjugendtages vom 23. bis 25. April ist Multikulti angesagt. «Es macht Spass, mit anderen jungen Menschen aus allen Landesteilen der Schweiz etwas Grosses auf die Beine zu stellen», sagt die 24-jährige Bianca Forster.
Sie ist eines der elf Mitglieder, die beim Organisieren mithilft: unter anderem als Kontaktperson zur Berner Dreifaltigkeitskirche. «Würden wir uns vor Ort treffen, würde es noch ein bisschen mehr Spass machen. Online bemühen wir uns, es möglichst kurz zu halten. Dadurch geht der Austausch etwas verloren. Aber wir haben uns damit arrangiert, dass auch der Anlass selbst vor allem online über die Bühne gehen wird – und freuen uns darauf.»
Einsamkeit und spirituelle Sehnsucht
Bianca Forster freut sich besonders auf Jean Paul Hernandez, einen der drei Gäste (vgl. Kasten). Der Jesuitenpater hat selber früher an Weltjugendtagen teilgenommen. «Als junger Mensch mit starker spiritueller Sehnsucht fühlte er sich manchmal einsam. Als er an einem Weltjugendtag so viele andere junge Menschen traf, die wie er auf der Suche waren, stärkte ihn dies für seinen Weg.»
Eine ähnliche Erfahrung hat auch Bianca gemacht: Als 16-jährige reiste sie mit einer Schweizer Delegation nach Rio de Janeiro an den Weltjugendtag: «Es war überwältigend», erinnert sie sich, «zum ersten Mal erlebte ich so viele junge Menschen aus allen Teilen der Welt, mit denen ich durch den Glauben verbunden war: Es war ein grosses Fest, das wir gemeinsam feierten. Ich lernte viele Gleichgesinnte kennen.»
Sich ganz ins Vertrauen begeben
In Biancas Leben spielt der Glaube seit jeher eine zentrale Rolle. «Ich bin damit aufgewachsen», sagt sie. «In den vergangenen Jahren setzte ich mich intensiv damit auseinander. Ich suchte nach Frieden und Freiheit, nach Fülle.» Auf dieser Suche kaufte sie sich einen Töff, raste über Berge und durch Täler. Sie erkundete die Metropolen dieser Welt, doch: «Ich erkannte, dass mich dies nicht vollends erfüllt. Dass ich alles haben, sehen und erreichen kann – ich aber erst erfüllt bin, seit ich mich ganz ins Vertrauen begebe.»
Was einfacher klingt, als es ist. Es heisst auch, eigene Pläne aufzugeben. So brach sie ihr Medizinstudium nach zwei Jahren ab und kam auf ihren Beruf als Fachangestellte Gesundheit zurück. Sie arbeitet so viel wie nötig, um die Rechnungen bezahlen zu können. «Ich bin so glücklich, mich nicht mehr in einem Hamsterrad abzumühen. Die Zeit, die ich einsetzen würde, um mir elegante Kleider und luxuriöse Wellnessferien sowie eine exquisite Wohnung zu leisten, schenke ich anderen Menschen.»
So engagiert sich Bianca im kirchlichen Leben, widmet sich Begegnungen mit ihren WG-Gschpänli und anderen Menschen – und hat Zeit für das, was für sie zentral ist: das Gebet, den Dialog und die Beziehung mit Gott. «Um zu hören, zu spüren, zu merken, was der Plan ist.»
Wenig ist mehr
Diesen Plan erahnte sie auch, als sie ein halbes Jahr in Afrika arbeitete und mit Armut konfrontiert war. Dieser Aufenthalt führte ihr vor Augen, wie viel sie selber hat und wie wenig man letztlich braucht, um materiell zu überleben. Für ihren unkonventionellen Lebensstil erntet Bianca, die in der Ostschweiz aufgewachsen ist und in Bern lebt, häufig Erstaunen oder Kopfschütteln – doch beirren lässt sie sich nicht.
Vor allem, wenn sie sieht, dass auch dank ihrem Einsatz etwas wächst. Wie der Weltjugendtag in Bern. «Ich hoffe, dass wir viele junge Menschen erreichen und berühren können. Denn es geht um den Inhalt, nicht um die Institution Kirche. Innerhalb dieser leiste ich meinen Beitrag – im Wissen, dass Menschen nicht perfekt sind.»
Nervös und angespannt, ob alles, auch technisch, klappt am Weltjugendtag in Bern? Bianca winkt ab: «Ach was! Ich freue mich vor allem auf die Inputs und das gemeinsame Erlebnis mit vielen anderen jungen Menschen.»
Weltjugendtag per Livestream
Der diesjährige Schweizer Weltjugendtag findet vom 23. bis 25. April online statt unter Be2021online. Das Vorprogramm startet am 19. April. Zu Gast sind nebst Jesuitenpater Jean Paul Hernandez, Jugendbischof Alain de Raemy sowie Christian Schaller, Pfarrer in der Pfarrei Dreifaltigkeit.
Die Events werden aus der Dreifaltigkeitskirche übertragen. Zum Teil besteht die Möglichkeit, sich lokal in Gruppen von bis fünfzig Personen in Kirchen zu treffen, um dem Programm per Livestream beizuwohnen.
Der nationale Weltjugendtag findet jedes Jahr statt. Alle drei Jahre treffen sich Menschen zwischen 15 und 35 Jahren aus aller Welt an einem Ort: zum internationalen Weltjugendtag.
Informationen und Anmeldung: info@be2021.ch