Aktuell sind zur katholischen Kirche im bernischen Grossen Rat drei Motionen hängig. Foto: Keystone, Peter Klaunzer
Wenn der Geldhahn kräht ...
Die Studie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche zieht medial und politisch weiterhin Kreise
Es braucht sorgfältigere Medienarbeit und lösungsorientierte Politik. Ein Meinungsbeitrag.
Von Andreas Krummenacher, «pfarrblatt»-Chefredaktor
Die Studie zu sexuellem Missbrauch in der Kirche zieht medial und politisch weiterhin Kreise. Wir Journalist:innen, so kommt es mir vor, schrecken bisweilen vor der komplizierten Realität zurück und begnügen uns mit einfach gestrickten Geschichten. Nach einer solchen Studie gibt es vermehrt Kirchenaustritte – wie könnte es anders sein. Warum aber braucht es dazu in der Hauptausgabe der Tagesschau einen dreiminütigen Beitrag plus diverse Artikel in den Tamedia-Zeitungen?
Politisch überschlagen sich Parlamentarier:innen mit Motionen im bernischen Grossen Rat. Man solle die Kantonszahlungen an die katholische Kirche sistieren, findet etwa der Grünliberale Tobias Vögeli. SP-Grossrätin Ursula Zybach aus Spiez spricht sich klar dagegen aus. Im Gespräch mit dem «pfarrblatt» begründet sie das so: «Es geht um geltende Leistungsvereinbarungen, um wichtige und unverzichtbare Aufgaben, welche die Kirchen leisten. Die Mittel bei der Kirche zu kürzen, finde ich zudem grundsätzlich falsch. Die Kirchen im Kanton Bern machen eine gute und wichtige Arbeit. Persönlich bin ich gegen eine durch Empörung geprägte Politik. Eine Sistierung trägt nicht viel zur Problemlösung bei.»
Mit dem Zudrehen des Geldhahns zu drohen – an wen auch immer nichts mehr bezahlt werden soll –, ist meistens eine schlechte Idee. Es ist peinlich, bisweilen blamabel. Das weitaus meiste Geld geht nämlich in die Pfarreien vor Ort, nach Bern, Spiez, Langenthal oder Ostermundigen. Hier, an der Basis, ist Kirche längst ein lebendiger Organismus verschiedenster Menschen, die gemeinsam unterwegs sind. Das zu vermitteln ist aber kompliziert und vielleicht nicht knackig genug. Da ist eine Geschichte, wie man aus der Kirche austritt, einfacher und schneller produziert.