Klassisches Missverständnis: Der Hund will doch nur spielen. / Foto: istock
Wenn die Botschaft nicht ankommt
Editiorial von Sylvia Stam
«Du hörst mir nicht wirklich zu!», sagte ich entnervt zu einem Freund.
Wir hatten uns gestritten, weil er auf einen Vorschlag von mir für einen gemeinsamen Ausflug gar nicht eingegangen war. Als ich Bekannten von unserem Streit erzählte, wurde mir bewusst, dass ich mich wohl nicht klar genug ausgedrückt hatte. Eine Binsenwahrheit, die ich in meiner Wut jedoch vergessen hatte. Erst als ich meinen Anteil an diesem Missverständnis erkannt hatte, wurde das Gespräch mit ihm wieder möglich.
An diesen Streit musste ich denken, als ich kürzlich an einem Anlass den Bischöfen Felix Gmür (Basel) und Joseph Maria Bonnemain (Chur) zuhörte. Kurz davor hatten die beiden zusammen mit ihrem St. Galler Kollegen Markus Büchel einen Brief an die Seelsorgenden ihrer Bistümer verschickt. Darin drücken sie ihre Sorge darüber aus, dass die Regeln für die Liturgie nicht immer eingehalten würden. Was als Sorge gemeint war, kam jedoch bei vielen Empfänger:innen des Briefes als Rüge an und löste heftige Reaktionen aus.
An besagtem Anlass nun zeigte sich Bischof Felix Gmür ernüchtert, dass niemand über das theologische Argument in dem Brief nachdenken wolle. Er fühlte sich offensichtlich nicht verstanden. Das mag zutreffen. Zielführender aber scheint es mir, nun die Empfänger:innen in die Kommunikation einzubeziehen. Oder mit den Worten von Joseph Bonnemain: «Wir drei Bischöfe müssen jetzt darüber sprechen, wie wir angemessen darauf reagieren, und zwar im Dialog mit den Seelsorgenden.»
Sylvia Stam, Redaktorin