Paolo Dall’Oglio, italienischer Jesuit und Förderer des Dialogs mit dem Islam, am 29. Juli 2013 in Syrien verschleppt durch IS-Terroristen. Ob er noch lebt? Foto: Wiki-Commons
Wer sind die Märtyrer von heute?
Mitte August hat die Terrormiliz IS im syrischen Homs das Kloster Mar Elian aus dem 4. Jahrhundert zerstört und Hunderte von Menschen verschleppt. Bereits im Juni war Prior Jacques Mourad entführt worden.
In der syrischenWüste liegt das Kloster Mar Elian – seit dem 5. Jahrhundert hat es viele Eroberer kommen und gehen sehen. Den Fanatismus der Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) haben das Bauwerk und seine Gemeinschaft nun nicht überlebt.
Die Wurzeln des Klosters und seiner Kirche gehen auf den in Homs geborenen St. Elian zurück, der im Jahr 284 von seinem Vater, einem römischen Offizier, ermordet wurde, weil er sich weigerte, das Christentum abzulehnen. Am Todesort wurde 432 die Kirche Mar Elian errichtet. Renovationsarbeiten brachten in Mar Elian Fresken aus dem 6. Jahrhundert zum Vorschein – sie gehörten zu den ältesten Kirchenmalereien weltweit. Bilder eines IS-Videos zeigen nun, wie die Kirche, die dort bestatteten Gebeine des heiligen Elian und Gräber geschändet wurden. Zuletzt ist der Abriss des Klosters zu sehen.
Mar Elian war eines der wichtigsten Zentren der syrisch-katholischen Kirche. Zum Fest des Namenspatrons pilgerten am 9. September jeweils Tausende Syrer zum Wüstenkloster. Aus fundamentalistischer Sicht des IS war dies eine Gotteslästerung. Mar Elian liegt südlich von Homs am Stadtrand von Qaryatayn, im Bürgerkrieg mehrmals von Rebellen erobert und von der Armee bombardiert.
Pater Jacques Mourad erreichte zusammen mit einem sunnitischen Anwalt, dass die Stadt lange Zeit von Gefechten verschont blieb. Das Kloster beherbergte bis zu 5000 meist muslimische Flüchtlinge. Mar Elian war ein Zweig des Klosters des heiligen Moses von Abessinien nördlich von Damaskus, das der heute 61-jährige italienische Jesuit und Islamwissenschaftler Paolo Dall’Oglio in den 1980er-Jahren neu gegründet hatte als Gemeinschaft auch altorientalischer, orthodoxer und anderer Christen. Dall’Oglio widmet sich in besonderer Weise dem Dialog mit dem Islam. Im Juli 2013 wurde er bei einem Besuch im Kriegsgebiet in Rakka verschleppt – seither fehlt wie bei Pater Jacques Mourad jede Spur dieses profilierten Vermittlers zwischen den Religionen.