Dietrich Bonhoeffer mit Konfirmanden am 21. März 1932 in Friedrichsbrunn. Foto: Wikimedia Commons

Dietrich Bonhoeffer war einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Sein Widerstand gegen Hitlers Nationalsozialismus und sein tiefes Gottvertrauen machen ihn bis heute zu einem Vorbild des christlichen Glaubens.

Sein Leben, seine Theologie und seine Gedichte, die er im Gefängnis kurz vor seiner Ermordung am 9. April 1945 schrieb, sind eine Quelle der Inspiration.


André Flury

Leben und Theologie sind bei Dietrich Bonhoeffer untrennbar verbunden. Bevor auf seine Theologie anhand seiner Gebete und Gedichte im Gefängnis eingegangen wird, seien daher einige Stationen seines Lebens in Erinnerung gerufen.

Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau zusammen mit seiner Zwillingsschwester Sabine als sechstes von acht Kindern in eine bildungsbürgerliche Familie geboren. 1923 begann Bonhoeffer das Theologiestudium in Tübingen, wechselte ein Jahr später nach Berlin, wo er 21-jährig mit der Dissertation Sanctorum Communio (Gemeinschaft der Heiligen) promovierte. 

Nach einem Vikariat in Barcelona (1928), der Habilitation und einem Studienjahr in den USA (1930/31) kehrte Bonhoeffer nach Deutschland zurück und war in Berlin unter anderem als Dozent und Pfarrer tätig. Er gab Konfirmationsunterricht und richtete eine «Jugendstube» für arbeitslose Jugendliche ein, die 1933 von den Nationalsozialisten als «kommunistisch» bezeichnet und aufgelöst wurde. 

Bonhoeffer übernahm die Aufgabe eines internationalen Jugendsekretärs des ökumenischen Weltbunds für Freundschaftsarbeit der Kirchen, ein Freundschaftsbund gegen Nationalismus. Schon früh trat Bonhoeffer vehement gegen die Beeinflussung der Kirche durch das nationalsozialistische Regime ein und engagierte sich aktiv in der Bekennenden Kirche, einer Protestbewegung evangelischer Christ:innen, die gegen die Gleichschaltung der Kirchen durch die Nazis opponierte. 

Bereits einen Tag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten fordert Bonhoeffer in einer Radiopredigt am 1. Februar 1933 die Begrenzung der Macht des Kanzlers, sprich des «Führers», durch die Rechtsordnung und begründet dies auch theologisch: «Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes.» 

Gewalttätiger Widerstand? 

Bonhoeffer rang sehr mit der Frage des gewalttätigen Widerstands gegen Hitler und war sich bewusst, dass das Leben eines Attentäters von schwerer Schuld belastet ist. Er war jedoch überzeugt, dass es eine noch grössere Schuld wäre, nichts gegen den wahnsinnigen Massenmord des Nazi-Regimes zu tun. 

So engagierte sich Dietrich Bonhoeffer indirekt an der Planung einiger Attentatsversuche gegen Adolf Hitler, insbesondere im Widerstandsnetzwerk um Admiral Wilhelm Canaris, in dem sich auch Dietrichs Bruder Klaus Bonhoeffer engagierte. 

Verhaftung und Hinrichtung 

Am 13. und 21. März 1943 unternahmen Angehörige der Gruppe um Canaris Anschläge auf Hitler, die fehlschlugen. In der Folge wurde Dietrich Bonhoeffer am 5. April zusammen mit seinem Schwager Hans von Dohnanyi verhaftet und im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel gefangen gehalten. 

Hitler selbst ordnete am 5. April 1945 die Hinrichtung der «Verschwörer» von Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 an. Auch Dietrich Bonhoeffer, einer von ihnen, wurde ins Konzentrationslager Flossenburg deportiert, dort in einem Scheinprozess zusammen mit anderen zum Tode verurteilt und in der Morgendämmerung des 9. Aprils 1945 erhängt. 

Wie sehr Bonhoeffer mit seinem christlichen Glauben rang und gleichermassen daraus lebte, zeigen seine Gebete und Gedichte aus dem Gefängnis auf eindrückliche Weise.


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