«Wir fühlten uns überall willkommen»

Könizer Pfarreireise nach Südosteuropa

Eine Pfarreireise führte 32 Teilnehmende aus Köniz und Wabern im Mai nach Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Mit Fotos, Gesang und traditionellen Gerichten aus den besuchten Ländern liessen die gemeinsam Gereisten das Erlebte nochmals Revue passieren.

Luca D’Alessandro

Häufig werden für Pfarreireisen Ziele wie Mariastein, Einsiedeln, Lourdes oder Santiago de Compostela ausgewählt. Dank der Kenntnisse von Sakristan Ante Corluka fasste die Könizer Pfarrei St. Josef ungewöhnlichere Destinationen ins Auge: Kroatien und Bosnien-Herzegowina. «Wir wollten das Christentum in einem anderen kulturellen und politischen Zusammenhang erfahren», blickt Gemeindeleiterin Christine Vollmer zurück.

Die Reise war auf Erwachsene und Jugendliche auf ihrem Weg zur Firmung (17+) ausgerichtet. 32 Personen aus Köniz und Wabern fuhren mit. Zurück kamen sie mit allerhand Eindrücken. «Wir haben viel gelernt über Kultur und Gesellschaft, über die jüngere Geschichte und die politischen Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien», sagt Christine Vollmer.

Intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Besonders intensiv war für die Reiseteilnehmenden der Besuch einer Gedenkstätte in Srebrenica, wo in den 1990ern 8000 bosnische Muslim:innen massakriert worden waren. Dieses Verbrechen wurde 2004 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien als Völkermord eingestuft. Die Pfarreimitglieder stiessen auf ihrer Reise immer wieder auf Spuren aus dieser Kriegszeit. «Das hat mich sehr bewegt», sagt Irma Hojac (67), «und beeindruckt hat mich die Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft der Menschen vor Ort. Wir fühlten uns überall willkommen.»

Mehreren Teilnehmenden bleibt auch die Übernachtung im Franziskanerkloster in Visoko in besonderer Erinnerung: «Die offenen Türen, die Bibliothek und die Antiquitäten – die Atmosphäre dort hat mich angesprochen», sagt Verena Steiner (80). «Tief berührt hat mich zudem das freundliche und herzliche Verhältnis unter den Fratres. Sie waren nicht so streng, wie man sich das vorher vielleicht vorgestellt hatte.»

Die Rentnerin hatte sich für die Pfarreireise entschieden, weil sie diesen Teil Europas noch nie besucht hatte. Auch die beiden Firmand:innen Alina Bürgler (16) und Alain Schmidt (17) waren positiv von Land und Leuten beeindruckt. «Ich bin froh, habe ich mich für diese Firmreise entschieden, habe ich doch eine neue Destination für mich entdeckt», erzählt Alina. Alain pflichtet dem bei: «Ich wollte einen neuen Ort und eine neue Kultur erleben – und dies für einmal mit Menschen ausserhalb meiner Familie.»

Sich anders begegnen und neu sehen lernen

Sich kennenzulernen und gemeinsame Erlebnisse zu teilen, waren wichtige Aspekte dieser Pfarreireise. Gemäss Christine Vollmer bringe eine Reise «die Teilnehmenden immer anders und intensiver in Kontakt miteinander als im Pfarreialltag». Sie ermögliche neue Sichtweisen auf der persönlichen Ebene wie auch aufs Pfarreileben. Sichtweisen, über die sich die gemeinsam Gereisten am Revue-Abend vor den Sommerferien immer wieder austauschten.

An diesem Abend stand auch die kulinarische Kultur der besuchten Länder auf dem Programm. Gereicht wurden grillierte Cevapcici, in Bouillon eingelegtes Fladenbrot und ein kroatisches Dessert aus verschiedenen Kuchen. Alles schmeckte vorzüglich – der Autor hat sich persönlich davon überzeugt.