Bilder, Metaphern sind Wege, um sich der Wirklichkeit, der Erkenntnis anzunähern. Das Foto zeigt das Werk «den Schlüssel in der Hand» der Künstlerin Chiharu Shiota, Kunstbiennale Venedig 2015, japanischer Pavillon. Foto: kr
Wo, bitte, geht's zur Kirche?
Wie spreche ich mit Leuten, die nichts von Kirche wissen wollen, über meinen Glauben... so, dass man mich versteht?
Versuchen Sie es doch selbst: Wie würde ich einem religiös unmusikalischen Zeitgenossen mit einem Bild, einem Vergleich, einer Metapher in aller Kürze erklären, was Kirche für mich ist, was sie mir persönlich bedeutet, welchen Auftrag sie hat ...?
Vielleicht würde man auf eine der vielen Metaphern zurückgreifen, mit denen man sich dem Phänomen Kirche in der Bibel, in der Geschichte der Spiritualität und Theologie angenähert hat: Die Kirche als «Leib Christi» – bei Paulus, als «Mutter» oder als rettende Arche – bei den Kirchenvätern der ersten Jahrhunderte, als «Haus voll Glorie» – in einem Kirchenlied oder als «wanderndes Volk Gottes» – im letzten Konzil. Vielleicht würde man auch ganz andere neue Metaphern finden: Kirche als «offenes Haus», als Gemeinschaft unterwegs, als Ort der Begegnung ...
Annäherung via Bilder
Bilder, Metaphern sind Wege: Wir können uns der Wirklichkeit Gottes oder dem Phänomen der Kirche gar nicht anders annähern als über den Gebrauch von Bildern. Kurz und prägnant bringen sie Komplexes zum Ausdruck, ermöglichen ein gemeinsames Sprechen oder auch Beten. Metaphern sind zugleich immer auch Selbstbilder (das «wandernde Volk Gottes» ist noch nicht am Ziel ...), sie umschreiben Gottesbilder (Jesus Christus lebt in der Kirche als «Leib Christi»), sie liefern Leitbilder («Mutter» Kirche muss für ihre Kirche sorgen ...) für das Handeln.
Gerade weil Metaphern für die religiöse Sprache so unverzichtbar sind, ist es genauso wichtig, diese Bilder immer wieder kritisch zu reflektieren: Wenn eine Gemeinschaft sich selbst als «Haus voll Glorie» versteht, dann hat sie es eigentlich nicht nötig, von ihrer Umwelt zu lernen, Fragen oder Probleme von ausserhalb ernst zu nehmen, denn sie hat ja schon die Wahrheit für sich gepachtet. Bilder können Herrschaft legitimieren – oder auch in Frage stellen, zur Tat rufen – oder eine bestimmte Praxis hinterfragen.
Um was geht es in den Kursen?
In den Kursen «Bibel verstehen» und «Gott und Welt verstehen» soll es genau darum gehen: die Sprache unserer theologischen Traditionen kritisch, neugierig zu befragen und sie genau so lebendig und fruchtbar werden zu lassen. Und um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Was immer ich als Metapher verwende, der kritische und wache Zeitgenosse wird das Bild auch argumentativ befragen wollen. Das kann ich nur mit einem reflektierten Glauben oder wie es schon im ersten Petrusbrief heisst: «Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.»
Bernhard Waldmüller
Informationsabend
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich unverbindlich über die Kurse «Bibel verstehen» und «Gott und Welt verstehen» sowie die katechetische Ausbildung in Bern nach ForModula zu informieren.
Wann: Montag, 22. Mai, 19.00.
Wo: Haus der Begegnung, Mittelstrasse 6a, 3012 Bern.
Infos: www.theologiekurse.ch