«Schöne Überraschungen und unerwartete Geschenke.» Gruppenbild der teilnehmenden Sakristaninnen und Sakristane. Foto: Christoph Steudler
«Wo Menschen sich begegnen»
Pilgerreise mit der Sakristanenvereinigung Bern und Deutschfreiburg
Dass es im Leben schöne Überraschungen und unerwartete Geschenke gibt, durfte ich in der Woche nach Pfingsten erleben. Ich hatte nämlich die Gelegenheit, als Präses die Pilgerreise der Sakristanenvereinigung Bern und Deutschfreiburg nach Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina zu begleiten. Davon möchte ich gerne berichten.
von Michal Kromer
Nach der Ankunft in Split startete die Reise in Međugorje, einem kirchenweitbekannten Marienwallfahrtsort. Unsere 23-köpfige Pilger:innengruppe bestand aus den Mitgliedern der Vereinigung und ein paar Pfarreimitgliedern.
Ein gemeinsamer Aufstieg auf den Erscheinungsberg oder die Teilnahme am Abendgottesdienst in der kroatischen Sprache, welche jedes Mal von mehreren Tausend Menschen aus aller Herren Länder mitgefeiert wird, standen selbstverständlich auf dem Programm.
Diejenigen unter uns, die gut zu Fuss sind, wagten sich einmal in den Morgenstunden auf den Kreuzberg in der Nähe von Međugorje mit Kreuzwegstationen und einem riesigen weissen Gipfelkreuz. Für die anderen gab es Zeit für persönliches Gebet und Erkundigung dieses einmaligen Ortes.
An einem Nachmittag hatten wir das grosse Privileg, die Gemeinschaft Cenacolo kennenzulernen. Diese wurde von der Ordensschwester Elvira Petrozzi in den 1980er-Jahren gegründet und bietet in über 60 Häusern in Italien und der ganzen Welt jungen Menschen in Krisensituationen, unabhängig von Nationalität und Religion, die Möglichkeit zu einem Neubeginn.
Weindegustation und ein Wiedersehen
Nicht nur für die Seele wurde reichlich gesorgt, sondern auch für den Körper, so z. B. bei einem Besuch im Weinkeller Andrija (ein Geheimtipp!). Bei einem Apéro im besten Schweizer Stil degustierten wir lokale Weine und «rakija» und genossen dazu feinen Prosciutto und leckeren Käse.
Beim Wiedersehen mit unserem ehemaligen Kollegen aus der Vereinigung, Ivan Radoš, welcher nach der Pensionierung zurück in seine Heimat gegangen ist, wurde uns noch bewusster, wie grossgeschrieben Gastfreundschaft in diesen Breitengraden wird. Er hat uns nämlich mit seinen beiden Schwestern an einen reichlich gedeckten Tisch eingeladen. Mit den Mengen an Gulasch und gegrilltem Spanferkel hätte man vermutlich sein halbes Dorf zum Mittag verpflegen können.
Die Wildnis erleben in den Nationalparks
Auf unserer Pilgerreise gab es auch etwas von der Natur und Landschaft zu entdecken und diese sind in den Nationalpärken Krka und Plitvička Jezera mit den fjordähnlichen Flüssen und unzähligen Wasserfällen wahrlich bezaubernd.
Während der Überfahrten staunten wir immer wieder über die Wildnis des Hinterlandes und die karge Schönheit der Küste mit vielen kleinen und grossen Inseln. Unterwegs bräunte die bereits sommerliche Sonne unsere Haut, es gab einen kleinen Seesturm während einer Bootsfahrt und einmal wurden wir im Regen richtig geduscht.
Die Gegend ist geschichtsträchtig. Weil die Küstenregion sehr touristisch geprägt ist, merkt man vom Jugoslawienkrieg kaum mehr etwas. Es war aber wichtig, dass wir Städte wie Dubrovnik, Mostar oder Zadar besichtigen konnten, um ein wenig davon zu erfahren.
Städte und Grenzkontrollen
Dubrovnik mit seinen fast zwei Kilometer langen Mauern, auf die wir geklettert sind, wurde stark beschädigt, obwohl die Stadt kein militärisches Ziel war. In Mostar gingen wir vom christlich geprägten Teil der Stadt in die muslimische Altstadt mit seinen Kopfsteinpflastern und engen Gassen voller orientalischer Marktstände über die Brücke «Stari most» rüber. Zum Glück wurde sie nach der Zerstörung wiederaufgebaut und der eine oder andere mutige Jugendliche springt als Attraktion für ein paar Euro über 20 Meter in die Tiefe. Ausserdem machten wir Sightseeing in Zadar, welches für die Überreste eines römischen Forums sowie eine Solar-Installation und die Meeresorgel im Hafen bekannt ist. Mir persönlich gefiel am meisten Šibenik, eine Treppenstadt, welche ein internationales Kinderfestival beherbergt und dem Erzengel Michael geweiht ist.
Was blieb noch in Erinnerung? Auf jedem Fall die langwierigen und minuziösen Kontrollen an der kroatisch-bosnischen Grenze. Für manche von uns war es eine kleine Irritation, dass so etwas in Europa überhaupt noch stattfindet. Auch dies gehört zur dortigen ein wenig komplizierten politischen Situation.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass es wunderbare acht Tage waren, voller schöner und bereichernder Begegnungen, eben ein grosses Geschenk.
Im Namen von allen Teilnehmenden möchte ich den beiden Co-Präsidenten unserer Vereinigung, Andreas Walpen und Antun Tunić, für die Planung, Organisation und Durchführung von ganzem Herzen danken. Erwähnen und mich bedanken möchte ich mich auch für den grosszügigen Zustupf der Gesamtkirchgemeinde Bern zu dieser Reise.
Auf ein weiteres Mal!