Foto: pixabay - Dublin
Wo wohnst du?
Aki-Kolumne von Andrea Stadermann
Vor Kurzem bin ich umgezogen, in eine neue Wohnung in einer anderen Stadt. Dort habe ich es mir schön eingerichtet und fühle mich sehr daheim. Und ich hatte auch schon Besuch von alten Freund:innen und neuen Nachbar:innen, die gespannt waren, wo und wie ich wohne. Ich habe mich dann gefragt, ob die Wohnung, das Zuhause, etwas über die (Lebens-)Einstellungen, den Charakter der Bewohner:innen aussagt?
«Wo wohnst du?», fragen in der Bibel die ersten Jünger den Rabbi Jesus nach seinem Zuhause. Eigentlich heisst es im hebräischen Text «Wo ist deine Bleibe?», wo bist du daheim, wo ist dein Ruheort? Und Jesus lädt die Fragenden kurzerhand ein: «Kommt und seht!» Er hatte ein offenes Haus, einladend für jede und jeden, die Jünger fühlten sich willkommen, angenommen. So stelle ich es mir vor. Sie gingen mit Jesus mit und sahen, wo und wie er wohnte, was ihn bewegte, wie er lebte und was für ein Mensch er war. Ich versuche immer wieder, mir vorzustellen, worüber sie sprachen, ob sie miteinander gegessen haben, wie der Tag verlaufen ist. Denn es heisst im Evangelium weiter «es war um die zehnte Stunde». Sie erinnerten sich also noch Jahre später daran, um welche Stunde sie bei Jesus waren.
Es war wohl eine Sternstunde in ihrem Leben. Andreas, einer der beiden, sagt seinem Bruder Simon danach voll freudiger Aufregung: «Wir haben den Messias gefunden!» – den, der uns befreien wird, der uns zum Leben hilft, der uns annimmt und liebt. Und er nahm Simon mit zu Jesus, damit er das Gleiche erfahren konnte. Da war ein Mensch, der sich (an-)fragen lässt, offen für andere ist und einladend ... wohlwollend.
So könnten doch Glaube und Hoffnung und wertschätzende Offenheit auch in unserer trostlosen, verängstigenden Welt heute weitergegeben und gelebt werden. Auch von mir, in meiner Wohnung. Und auch im aki.
Andrea Stadermann