Der Profifussballer Cristian Ramírez nach einem Spiel des FC Krasnodar gegen FC Arsenal Tula (2017). / Foto: Wikimedia

Wort, das ins Fleisch eingeht

18.04.2024

Wenn der Glaube unter die Haut geht

Ob Fussballer oder Mönch: Manche Menschen schreiben sich ihren Glauben unter die Haut.

Kommentar von «pfarrblatt»-Redaktorin Anouk Hiedl

Der Oberkörper des Fussballers Cristian Ramírez aus Ecuador gleicht einem Fresko. Das Tattoo über seinem Herzen zeigt Jesus, der ans Kreuz genagelt wird, jenes auf seiner rechten Jesus als Kind in den Armen Marias. Heiligabend und Karfreitag, Jesus am Anfang und am Ende seines irdischen Lebens, prangen auf Ramírez’ Brust nebeneinander. Darunter eine Passage aus dem Neuen Testament in seiner Muttersprache: Todo lo puedo en Cristo que me fortalece. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt (Phil 4,13).

«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort ist Fleisch geworden», heisst es im Johannesprolog. Das Wort sei nicht Buch, sondern Fleisch geworden − «der eigentliche Gedächtnisort des Christlichen ist der Körper», hält die Theologin Elke Pahud de Mortanges in ihrem Buch «Bodies of Memory and Grace» fest.

Die Geburt Jesu, seine Passion und Auferstehung sind eng mit dem menschlichen Körper verbunden. Ohne ihn wären diese zentralen Ereignisse des Christlichen gar nicht denkbar. Kurzum: «Im Christentum kommt es auf den Leib an», bringt es die Autorin auf den Punkt. Als eines der Beispiele für die Verkörperung der Passion Christi beschreibt sie, wie der Dominikanerpater Heinrich Seuse, ein «Athlet des Leidens», seinen Körper im 13. Jh. verschiedentlich übelst zurichtete. Unter anderem ritzte er sich mit einem Griffel das Christusmonogramm tief in die Brust.

800 Jahre trennen Heinrich Seuse und Cristian Ramírez. Beide haben sich ihren Glauben an Christus auf den Leib bzw. unter die Haut geschrieben. Als Akt des Mit-Leidens, als Zeichen der Hingabe und/oder als lebenslanges Motto. Seinerzeit und heute.