Traditionelles Berner Volksfest am letzten Montag im November: der Zibelemärit. Foto: Andreas Krummenacher
Zibelemärit oder Martinimesse
Vom Heiligen Martin und helfenden Freiburger:innen
Immer am vierten Montag im November findet in Bern der Zibelemärit (Zwiebelmarkt) statt. In der ganzen Altstadt gibt es da kunstvoll geflochtene Zwiebelzöpfe zu kaufen und allerlei Krimskrams. Die Gründe für den Markt sind vielfältig.
Text und Fotos (Zibelemärit 2023): Andreas Krummenacher
Am Zibelemärit wird vor allem gegessen und getrunken: Bratwurst und Chnoblibrot, Zwiebelkuchen, Nidletäfeli und Glühwein. Die historischen Hintergründe und Wurzeln des Zibelemärits sind nicht eindeutig nachzuzeichnen.
Hilfe aus Freiburg
Die Entstehung des Zibelemärits ist sagenhaft. Manche behaupten, der Markt gehe auf den Stadtbrand von 1405 zurück. Viele Menschen verloren ihr gesamtes Hab und Gut, freundnachbarschaftliche Hilfe kam aus Freiburg. Als Dank durften die Freiburger:innen fortan, immer im Herbst, ihre Zwiebeln in der Bundesstadt verkaufen.
«Martini»
Eine andere Variante rückt den Heiligen Martin ins Zentrum. Seit dem Spätmittelalter wird auch in Bern der Martinstag oder «Martini» als Übergang zwischen dem Sommer- und dem Winterhalbjahr gefeiert. Die Jugend veranstaltete Laternenumzüge, Leckereinen wurden gegessen, ein Markt begleitete das Fest – die sogenannte Martinimesse dauerte vierzehn Tage. Dieser Jahrmarkt weitete sich aus und zog immer Menschen an. Der Zibelemärit könnte ein letztes Überbleibsel davon sein.
Seit 1850
Der Zibelemärit in der heutigen Form beginnt erst im 19. Jahrhundert. Die Bauern vom Mont Vully brachten traditionell ihr Gemüse – vor allem Zwiebeln – auf die Märkte in der Westschweiz. In der Zeit um 1850 erschienen explizit die Bäuerinnen vom Mont Vully, zu deutsch die Wistenlacher Frauen, auch in Bern an der Martinimesse. Sie waren es, welche die schön geflochtenen Zwiebelzöpfe nach Bern brachten. Sie waren ein Verkaufsschlager.
Volksfest
Heute ist der «Zibele» ein Volksfest. Bäuerinnen und Bauern aus der Region, aus dem Seeland, aus Freiburg oder dem Waadtland bieten ihre Zwiebeln, Zwiebelzöpfe, Würste, Käse und andere Produkte feil. Konfetti darf nicht fehlen. Start ist jeweils um sechs Uhr morgens.
Das Volksfest ist auf der «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» vertreten.