Für Markus Schild ist es wichtig, Grundlagenwissen mit Erlebnissen zu koppeln. Foto: Ruben Sprich
Zuerst der Mensch, dann die Kirche
Markus Schild, Leiter Katechese im Pastoralraum Seeland
Der Pastoralraum Seeland-Lyss setzt auf Abwechslung und den Einbezug unterschiedlicher Disziplinen im Religionsunterricht. Theoretischer Unterricht wird um Exkursionen und gemeinsamen Aktivitäten bereichert, ganz nach dem Motto «Das Erlernte erfahrbar machen».
Von Luca D'Alessandro
Die beruflichen Wurzeln des Jugendseelsorgers Markus Schild liegen in den Bereichen Wirtschaft und Marketing. Kurz vor der Jahrtausendwende folgte er seinem Wunsch nach Spiritualität im Beruf. Er wagte den Umstieg und absolvierte das Studium in Religionspädagogik in Luzern. «Das war eine meiner wichtigsten und richtigsten Entscheidungen überhaupt», sagt er. Während 16 Jahren arbeitete er jetzt als Jugendseelsorger im Emmental.
Seit 2020 leitet er die Katechese des Pastoralraums Seeland-Lyss. In seiner Rolle ist er massgeblich an der Gestaltung des Religionsunterrichts beteiligt – mit Erfolg: «Heute noch treffe ich auf ehemalige Schülerinnen und Schüler aber auch auf Eltern, die sich positiv über die aktuelle Entwicklung des Unterrichts äussern.» Das Rezept liege darin, dass der Religionsunterricht und die damit verbundenen Kurse spezifisch auf Interessen eingingen und Freude, Studium und Spiritualität gleichermassen in sich vereinten.
Wahlfächer ab der dritten Klasse
Mit «Kursen» sind Wahlfächer oder Module gemeint, die den Schüler:innen ab der dritten Klasse angeboten werden, und für die sie sich einzeln anmelden können. Zur Auswahl stehen die Sakramente aber auch Themen wie Weltreligionen oder das Klosterwesen. Jedes Modul wird von Fachpersonen aus den Bereichen Theologie und Katechese aus dem Einzugsgebiet des Pastoralraums gestaltet. Damit ist gewährleistet, dass Schüler:innen aus der ganzen Region – von Leuzigen bis Gampelen – vom selben Angebot profitieren können.
Das Bildungskonzept basiert vielfach auf Einbezug von positiven Erfahrungen: Zum Beispiel kann in einem ersten Schritt theoretisches Grundlagenwissen altersgerecht vermittelt werden. Anschliessend wird dieses mit einem Erlebnis gekoppelt, etwa mit einem Besuch eines Klosters oder des Hauses der Religionen in Bern. Inhaltlich wird nach den Interessen der Schüler:innen und Lehrpersonen gearbeitet. «Uns geht es primär um Qualität statt um Quantität», betont Markus Schild. «Wir wollen mit einem guten und breit abgestützten Angebot Schülerinnen und Schüler ansprechen, sie dabei für Themen begeistern und motivieren.»
Uns geht es primär um Qualität statt um Quantität
Markus Schild
Im Sinne des LeRUKa aufgestellt
Die Module wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten laufend eingeführt, optimiert und mit neuen Angeboten erweitert. «Der Wandel hat in unserer Gemeinde sukzessive stattgefunden», so Markus Schild, daher sei ein Vergleich mit dem Unterricht von früher nicht ohne weiteres möglich. «Der Lehrplan für den römisch-katholischen konfessionellen Religionsunterricht und die Katechese von 2017, der LeRUKA, hat unseren Ansatz im Prinzip bestätigt. Wir sind inhaltlich in dessen Sinne aufgestellt.»
Der Mensch im Fokus
Markus Schild engagierte sich bereits in seinen ersten Jahren als Jugendseelsorger – damals in der Berner Pfarrei St. Marien – für die Entwicklung von Wahlfach- und Modulkursen, dies in Zusammenarbeit mit anderen Pfarreien der Stadt Bern. «Es war die Zeit, als das Konzept ‹Firmung 17+› aufkam», erinnert er sich, «ich war an einer Arbeitsgruppe beteiligt, welche die Magna Charta für Jugendarbeit der katholischen Deutschschweiz erstellte, die noch heute ihre Gültigkeit hat.» Seit 2001 legt diese Charta die Grundsätze kirchlicher Jugendarbeit fest, wie zum Beispiel Wertschätzung und Anerkennung, Beziehung und Vertrauen, sowie «Orientierung an der Lebenspraxis Jesu».
Es war Markus Schild schon immer ein Anliegen, zu erfahren, was Schüler:innen brauchen. «Was erwarten sie von einer Kirche? Welche Rolle spielt die Jugendseelsorge dabei?» Sein Werdegang ist von diesen Fragestellungen geprägt. «Ich blicke auf eine Entwicklung zurück, die den Menschen stärker in den Fokus nimmt als die Institution. Letztere bleibt wichtig, sieht sich aber mehr denn je in der Rolle, den Menschen zu integrieren.»