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Zum Glück (II)
«Wortimpuls». Kolumne von Felix Klingenbeck
Sie liegt da, souverän.
Sie ist tapfer.
Sie weint nicht.
Sie hat alles im Griff.
Sie nimmt sich zusammen.
Sie erzählt, was sie dann alles unternehme,
wenn sie das Spital verlassen habe.
Über die Krankheit spricht sie nicht.
Über das Sterben auch nicht.
Und die um sie herum auch nicht.
Man will sie ja nicht belasten.
Man will ihr ja nicht die Hoffnung nehmen.
Zum Glück fragt die Pflegefachfrau sie eines Nachts
Wie es denn sei für sie?
Jetzt gerade, wirklich, ungeschminkt und ungeschönt.
Und da fliessen
für einen Moment die Tränen,
erleichtern,
entlasten,
befreien.
Was braucht es doch an Kraft,
um die Fassade aufrechterhalten,
um das Sterbethema zu vermeiden.
Um das Ende zu verdrängen.
Felix Klingenbeck