P. Anton Eicher, 1. Juli 1934 bis 19. Mai 2019. Foto: Archiv
Zum Tod von P. Anton Eicher
1. Juli 1934 bis 19. Mai 2019
Er war Schuhmacher, Lehrer, Studierendenseelsorger, Spitalseelsorger, Priester, Mensch.
Im Alter von 84 Jahren ist am 19. Mai Pater Anton Eicher in Bern gestorben.
Ein Schuhmacher muss wissen, wie es sich anfühlt, in den Schuhen anderer Menschen zu gehen. Das erfordert Einfühlungsvermögen, Empathie, Interesse am Mitmenschen, eine schier unendliche Nächstenliebe. Toni Eicher war so ein Schuhmacher. Er wuchs in den 1930er Jahren zusammen mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof im sankt-gallischen Kirchberg auf. Er machte eine Berufslehre als Schuhmacher, dann das Gymnasium, studierte Theologie in Freiburg und wurde 1964 zum Priester geweiht. Die Schönstatt-Gemeinschaft wurde gerade erst gegründet und Toni Eicher trat ihr bei. In München bildete er sich weiter und war anschliessend 18 Jahre lang Lehrer am Lehrerseminar St. Michael in Zug. Toni Eicher unterrichtete Didaktik des Religionsunterrichts.
Eine neue Herausforderung nahm er dann 1988 an. Verschiedene Sprachaufenthalte und eine Weiterbildung in Spitalseelsorge in Heidelberg führten den menschenfreundlichen «Schuhmacher» an das Inselspital in Bern. Sein Vorgänger Pater Arthur Gassner schilderte im «pfarrblatt», dass die Rückmeldungen der Patient*innen überaus positiv seien: «Toni Eicher hat eine wohltuend frische und offene Art, in dem was er vertritt, und ebenso eine wohltuende und befreiende Offenheit für das , was ihm Menschen mitteilen und anvertrauen.» Daran hat sich bis zuletzt nichts geändert.
Allenthalben wird seine Lebensnähe gerühmt, sein grosses Verständnis «für Werden und Reifen in der Natur und im menschlichen Leben», wie es zu seinem 60. Geburtstag im «pfarrblatt» heisst. Er fühlte mit der Hand stets «den Puls der Welt», ohne das Göttliche zu vergessen.
In einer «pfarrblatt»-Serie aus dem Jahr 2007 erzählte Toni Eicher, dass er von Gott für den Brückendienst zwischen Himmel und Erde berufen sei, diese Aufgabe würde seine Kräfte aber bei weitem übersteigen. Dennoch hat er im Dekanat und Pastoralraum Bern die letzten 18 Jahre diesen Brückendienst unermüdlich weitergeführt, zuletzt war er Priester vornehmlich in der Pfarrei St. Marien in Bern.
An Ostern wurde er ins Inselspital eingeliefert, auf der Palliativstation ist er dort am Sonntagnachmittag gestorben. Er starb nicht allein, bis zuletzt war immer jemand bei ihm. Den Weg über die Brücke hat er gekannt, gegangen ist er ihn zuletzt ganz frei und ohne Schuhe.
Andreas Krummenacher
Hinweise:
Abschiedsgottesdienst am Montag, 27. Mai, 11.00, in der Kirche St. Marien, Wylerstrasse 24, Bern Urnenbeisetzung in Horw LU: Freitag 31. Mai.
«pfarrblatt» Nr. 19/2007: Erzähl mir aus deinem Ordensleben.
Von P. Anton Eicher
«Am Lehrerseminar in Zug habe ich jedes Jahr für die Erstseminaristen drei Besinnungstage gehalten. Für einen halben Tag habe ich ihnen jeweils folgende Aufgabe gestellt:
Zuerst hört einmal längere Zeit in euch hinein und versucht, heraus zu hören: Wie sehe ich jetzt schon meinen zukünftigen Lehrerberuf und wie wünsche ich mir, ihn einmal auszuüben? Dann versucht, das Gehörte in einem Symbolbild darzustellen.
Die gleiche Übung habe ich jedes Jahr auch für mich selber bezüglich meines Priesterberufes gemacht. Dabei kam immer wieder das gleiche Symbolbild heraus, nämlich eine Brücke, die zwei Ufer miteinander verbindet. Am diesseitigen Ufer liegt die Welt. Sie besteht aus Steinen, Pflanzen, Tieren, Menschen, Meinungen und Ereignissen. Ich halte das Ganze der Welt für eine geplante Schöpfung Gottes. Wie bei jedem Schöpfer nehme ich auch von Gott an, dass er mit der Welt etwas ihm Ähnliches geschaffen hat. Deshalb versuche ich im Beobachten, Hinhören, Meditieren und Beten die Pläne und Absichten Gottes darin zu entdecken. Schon die Spuren Gottes in der Schöpfung weisen mich weiter an das jenseitige Ufer. Die Bibel und das Leben der Kirche verstärken meine Erfahrungen in der Welt. Am jenseitigen Ufer erwarte ich den dreifaltigen Gott. Als Brücke zwischen den beiden Ufern wirkt der Hohepriester Jesus Christus. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung hat ihn der Vater auch als Mensch bei sich erhöht. Damit hat er ihn zur lebendigen Brücke gemacht zwischen Himmel und Erde. Über ihn soll alles Göttliche zur Welt und alles Weltliche zu Gott kommen. In der Priesterweihe hat mich Jesus Christus zum Mitarbeiter an seinem Brückendienst berufen. Dieser Auftrag übersteigt bei weitem meine eigenen Möglichkeiten und Kräfte. Deshalb gibt Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattpatres, uns für den priesterlichen Dienst zwei erprobte Ratschläge:
Fürs eine: Fühlt mit der Hand den Puls der Welt und berührt mit der anderen Hand das Herz des dreifaltigen Gottes. Fürs andere: Verbündet euch in Liebe mit Maria, der Mutter Jesu. Sie ist die Dauergefährtin und Dauerhelferin Jesu beim gesamten neutestamentlichen Heilswerk Gottes mit unserer Welt. Sie hat Gott in der Welt heimisch gemacht. Sie wird auch mithelfen, dass die Welt im dreifaltigen Gott heimisch wird.»