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Zur Ruhe kommen

10.01.2018

Muss man sich andauern beschäftigen? Gedanken von Nicola Mohler zur heutigen Rastlosigkeit.

Das neue Jahr ist bereits ein paar Tage alt. Ich bin keine Freundin von Vorsätzen. In den letzten 35 Jahren habe ich nie solche gefasst. Aber dieses Jahr habe ich ein Anliegen: Ich möchte vermehrt und ganz bewusst öfters zur Ruhe kommen. Denn in den letzten Monaten musste ich immer wieder feststellen: Ich bin rastlos geworden.

Woher kommt dieses Gefühl, ich müsse ständig etwas zu tun haben? Ist es unsere Leistungsgesellschaft? Ist es ein innerer Trieb, sich ständig abzulenken, statt sich mit sich selbst zu konfrontieren? Immer wieder habe ich realisiert, dass ich mir an einem freien Tag eine Kolumne Zur Ruhe kommen Beschäftigung suchte. Aber wie wäre es, einfach mal in den Tag hinein zu leben? Mich im Wald auf eine Bank zu setzen und dem Treiben zuzuschauen? Oder sich den Tag mit einem guten Buch vertreiben?

Wütend machte mich mehrmals die Tatsache, dass ich an freien Tagen Stunden im Internet versäumt hatte. Wie schnell im Internet doch die Zeit vergeht. Ich will das Internet nicht verfluchen. Es bringt uns viele Vorteile. Aber das Internet frisst immer wieder meine Zeit, weil ich mich darin verliere. Wenn ich den Bildschirm endlich zugeklappt habe, denk ich mir oft, wäre ich doch lieber eine Stunde draussen spazieren gegangen und hätte mich in Stille an der Schönheit der Natur gefreut.

Denn sind es nicht gerade diese stillen Momente im Alltag, in denen Gedanken kommen und gehen? Wo neue Ideen entstehen? Die Stille hat auch eine unangenehme Seite: Man ist sich selbst ganz besonders ausgeliefert. Hält manchmal Überraschungen bereit, die man besser gar nicht kennenlernen möchte.

Vielleicht schaff ich es ja in den nächsten Monaten, meine Rastlosigkeit bewusster in die Schranken zu weisen. Mein Kopf und meine Seelen wären dankbar. Das weiss ich jetzt schon.

Nicola Mohler

 

«Wir nehmen uns die Zeit» im Überblick

 

 


Nicola Mohler 35,
arbeitet für die Zeitung «reformiert.». Sie hat Arabistik studiert, mehrere Jahre im Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Sie lebt heute in Muri.