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Zwischendurch Ostern im Sommer
Von Auszeiten im Garten
Zwischendurch bin ich im Garten und geniesse die Früchte, die meine Vorfahren gepflanzt haben. Äpfel, Kirschen, Trauben, Pflaumen, Himbeeren. Wir versuchen, den Garten zu pflegen. Zwischendurch bin ich im Garten, viel zu selten.
Zwischendurch zerreisst ein 40 Tonnen schweres Fahrzeug die Stille und quält sich den Berg hoch. Oder ein Töfffahrer reizt den 2. Gang aus und markiert Präsenz fürs ganze Dorf. Zwischendurch gehe ich ganz bewusst in den Garten, zwischen einem Trauergespräch und den schrecklichen Nachrichten aus der ganzen Welt. Im Amazonas werden indigene Menschen vertrieben, um mit giftigen Chemikalien Gold aus dem Boden und dem Fluss zu schwemmen, damit für Menschen ungeniessbares Soja für die Tiermast in Europa produziert werden kann.
Zwischendurch erfahre ich von den Sorgen der Eltern um ihre Kinder. Zwischendurch lerne ich Menschen kennen, die ihre Arbeit in der Corona-Zeit verloren haben und nicht mehr weiterwissen. Zwischen vielem, was mich belastet, nehme ich mir einen Augenblick und gehe in den Garten. Zwischendurch ahne und erfahre ich das Wunder der roten «Trübeli», wo vor Kurzem nur kahle Äste vor mir waren. Der stille Protest der roten «Trübeli» gegen die Ungerechtigkeiten und Nöte dieser Welt lässt mich staunen. Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, so klingt die dankbare Formulierung im eucharistischen Hochgebet in mir nach.
Zwischendurch stimme ich in den Lobgesang der Heiligen Klara und des Heiligen Franziskus ein: Gelobt seist du, grosser Gott, mit Schwester Himbeere und Schwester Johannisbeere, mit Bruder Regen und Bruder Regenwurm. Leben in Fülle, das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit wären eigentlich möglich. Zwischendurch erlebe ich sie. Mit österlichen Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Zwischendurch erzähle ich von ihnen und erlebe zwischendurch Ostern im Sommer.
Peter Sladkovic-Büchel, Gemeindeleiter Pfarrei Worb