Im Bereich dazwischen. Foto: sajola / photocase.de

Zwischenwelten

16.04.2018

«Äs chunnt scho gut, aues chunnt gut».

Die Angehörigen wünschen ein Gebet, sagt die Ärztin mit Nachdruck. Der Patient sei sterbend und nur noch zum Teil ansprechbar. Der Auftrag ist klar. Ich mache mich sogleich auf den Weg.

Sohn, Tochter und die Ehefrau empfangen mich herzlich. Im Vorübergehen flüstert die Frau mir ins Ohr: «Dir chüt ne de scho no wecke». Soll ich das wirklich tun? Der Patient erscheint mir unnahbar und weit weg zu sein.

Er sei ein wunderbarer Ehemann und Vater gewesen, stimmen alle überein. Und was den Tod und das Sterben anbelange, habe er ein sehr natürliches Verhältnis. So natürlich wie möglich wolle er aus dieser Welt gehen, so wie er gekommen sei. «Gäu Du», sagt die Gattin und nimmt ihn bei der Hand.

«Und nun Frau Pfarrer», meint diese unverblümt, «beten sie für ihn aber auch für uns. Das Vater Unser oder das Gegrüsst seist Du Maria wäre schön». Es folgt ein dichter, tränenreicher Moment und dann die Zeit mich zu verabschieden auch beim Patienten. Dieser schnellt hoch, sitzt aufrecht da und bedankt sich innig für das Gebet. Und schiebt in klaren Worten nach: «Äs chunnt scho gut, aues chunnt gut». Dann fällt er in seine Kissen zurück und atmet tief und schwer.

Barbara Moser, Reformierte Seelsorgerin Inselspital

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