Von frohen und schaurigen Mahlzeiten
Immer gibt es zu essen. Wenn Besuch kommt oder Feinde sich versöhnen. Wenn der Krieg oder gar ein Mord vorbereitet werden, wenn die Ernte erfolgreich war oder wenn Liebende sich treffen. Das Alte Testament bietet eine Fülle von Mahl-Geschichten.
Wie ein Film spielt sich jene ab, in der Abraham Besuch erhält von drei geheimnisvollen Männern. Eilig wird ein Mahl zubereitet: Sara muss Brotfladen backen, Abraham holt ein Kalb aus der Herde, lässt es schlachten und braten und setzt es den Besuchern zusammen mit Butter und Milch vor.
Bei diesem köstlichen Festessen wird ein ganz besonderes Ereignis eingeleitet: Sara soll trotz ihres Alters noch ein Kind bekommen (Gen 18, 1-14) – und lacht! Gott greift in das Leben ein, bei Abraham und Sara mit einem späten Sohn, beim Propheten Ezechiel mit einem Rezept.
Vor der Belagerung Jerusalem bittet er ihn dringlichst, ein Brot zu backen. Gott liefert Ezechiel die Backanleitung: Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel, soll er zusammenmischen und backen. Er soll sparsam davon essen, mahnt Gott den Propheten, dann reiche diese Vollwertnahrung für die ganze Zeit der Belagerung Jerusalems aus (Ez 4, 9-11).
Ein wahrhaft morbides Mahl gibt’s bei Jaël für den verhassten Heerführer Sisera. Sie lockt ihn in ihr Zelt, reicht ihm Milch, bis er schläfrig wird und rammt ihm dann im Schlaf einen Zeltpflock durch den Kopf (Ri 4, 17-21).
Derart deftig muss es jedoch nicht immer zugehen. Gott deckt jenen, die auf ihn vertrauen, den Tisch im Angesicht ihrer Feinde, was doch ein schon fast provozierender Liebesbeweis ist, nebst der Zusage, dass es an nichts fehlen soll, dass es zum Ausruhen grüne Weiden und frisches Wasser gibt, volle Becher und die Salbung mit Öl, ein altorientalischer Beweis von Gastfreundschaft (Ps 23).
Zarte Zuneigung spricht aus jener Szene, in der die Moabiterin Rut im fremden Land Freundlichkeit erfährt: „Komm und iss von dem Brot, tauch deinen Bissen in die Würztunke!“, fordert der Gutsbesitzer Boas sie auf. Er reicht ihr geröstete Körner, sie kann sich satt essen und noch etwas übrig behalten. So zart kann Zuneigung sein.
Etwas flammender steht’s im Hohelied (5,1): „Ich komme in meinen Garten, Schwester Braut; ich pflücke meine Myrrhe, den Balsam; esse meine Wabe samt dem Honig, trinke meinen Wein und die Milch. Freunde, esst und trinkt, berauscht euch an der Liebe!“