Diskutierten über die Kirche: Priyanka Thambythurai, Felix Gmür, Sandra Leis, Ursula Jenelten Brunner, Martin Godel und Gerda Hauck (von links nach rechts). Foto: Annalena Müller
Bischof in Bümpliz: Zwischen Rom und Basis liegt eine Welt
Bischof Felix Gmür diskutierte mit Vertretenden der Berner Kirchenbasis über Kirchenreformen. Der Tenor des Abends: An der hiesigen Basis ist man zufrieden. Rom und die Diskussionen über Strukturreform sind weit weg.
Annalena Müller
Knapp 30 Personen haben sich in der Kirche St. Antonius in Bern-Bümpliz eingefunden. Der Pastoralraum hat zu einem Podium über die Kirche der Zukunft eingeladen. Auf der Bühne diskutieren Bischof Felix Gmür und Vertreter:innen der Berner Kirche über die Weltsynode, die Rechenschaftspflicht für Bischöfe und die Kirche von morgen. Die Veranstaltung bildet den Abschluss des 225-Jahr-Jubiläums der katholischen Kirche Region Bern.
National trifft regional
Neben Bischof Felix Gmür stehen auf dem Podium in Bern-West: Gerda Hauck, langjährige Präsidentin des «Haus der Religionen», Martin Godel, Co-Präsident des Kirchgemeinderats Bruder Klaus, Ursula Jenelten Brunner von der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Kirchenrats und Priyanka Thambythurai, Firmbegleiterin in der Pfarrei St. Antonius. Durch den Abend führt Podcasterin Sandra Leis.
Zunächst geht es um die Frauenfrage. Dass die Frage nach der Diakoninnenweihe offengeblieben ist, begrüssen alle auf dem Podium. Für die Jüngste auf der Bühne, die 26-jährige Priyanka Thambythurai, ist die Antwort der Synode auf die Frage «das absolute Minimum». Auch Gerda Hauck, mit 80 Jahren die Älteste, sagt: «Zumindest ist sie offengeblieben.»
Rom ist weit weg
Hauck, die das Ringen der katholischen Kirche um Reformen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) verfolgt, weist an dem Abend mehrfach darauf hin, dass die Diskussionen um Strukturreformen zu kurz greifen. Kirche sei Beziehung, Begegnung, die Menschen vor Ort.
Die anderen Teilnehmenden teilen diese Einschätzung. Firmbegleiterin Thambythurai bestätigt auf Nachfrage von Moderatorin Sandra Leis, dass in den Firmkursen ganz andere Themen im Mittelpunkt stehen. Auch für Ursula Jenelten Brunner sind viele Themen der Weltsynode eher theoretisch. Natürlich sei sie für das Diakonat der Frau und für die strukturelle Gleichberechtigung aller Menschen in der Kirche. Sie selbst habe als Frau keine Diskriminierung in der Kirche erlebt.
Partizipation und Transparenz
Sollten die Gläubigen den Bischof wählen? Diese Frage von Sandra Leis sorgt auf dem Podium für Einigkeit: Einen Wahlkampf will niemand. Eine Befragung der Basis nach dem gewünschten Profil eines Bischofs, die dann in die Kandidatenliste einfliesst – wie aktuell im Bistum St. Gallen – findet Martin Godel jedoch gut. Auch im Bistum Basel gebe es dieses Prinzip schon lange, ergänzt Bischof Felix Gmür. Es sei bereits bei der Wahl von Hansjörg Vogel 1994 angewendet worden.
Auch Leis’ Frage nach mehr Transparenz und der Forderung der Medien, die kürzlich von Rom gerügten Bischöfe mögen diese Schreiben veröffentlichen, sorgt nicht für Kontroversen. Bischof Felix Gmür verweist auf den persönlichen Charakter solcher Schreiben: «Einen persönlichen Brief veröffentlicht man nicht, der ist persönlich. Basta.» Godel, der hauptberuflich für das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) arbeitet, zieht einen Vergleich zum Staat. Auch dort gebe es Dokumente, die trotz Öffentlichkeitsgesetz erst nach langen Fristen zugänglich gemacht werden.
Kirchenpolitik und Kirchenleben
Niemand widerspricht. Rügen, Rom, Kirchenstruktur – das alles bleibt für viele weit weg. Es ist etwas, worüber man liest, das aber den eigenen religiösen und kirchlichen Alltag kaum direkt betrifft.
Hier ist die Kirche nicht anders als die weltliche Politik. Alec von Graffenrieds Verzicht auf die Stichwahl im Januar, der am selben Tag bekannt wurde, haben viele Berner:innen mit Interesse verfolgt. Doch ob Alec von Graffenried oder Marieke Kruit Berner Stapi wird, dürfte kaum spürbare Auswirkungen auf den Alltag der meisten haben.
In der Kirche ist es ähnlich. Was für die Basis zählt, ist das Leben vor Ort, die Gemeinschaft und das Heimatgefühl in den Pfarreien. Und das, so der Tenor des Abends, scheint für die Anwesenden in Bern-West zu stimmen.