Der Schweizerische Katholische Frauenbund kämpft seit Jahren für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche. Fotos: SKF, Collage: Sylvia Stam

Frauenbund will «katholisch» aus dem Namen streichen

«Frauenbund Schweiz» statt «Schweizerischer Katholischer Frauenbund» (SKF). So lautet ein Antrag an die Delegiertenversammlung des SKF im Mai, der gute Chancen auf Annahme hat. Am Leitbild und der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ändere das nichts, heisst es beim SKF.

 

Sylvia Stam

Das Thema sei schon seit 25 Jahren immer wieder auf dem Tapet, sagt Katharina Jost, Vize-Präsidentin und designierte Co-Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds im Gespräch mit dem «pfarrblatt». Mal auf nationaler Ebene, mal mehr in den Ortsvereinen. Tatsächlich führten nur 11 Prozent der 540 Frauenvereine vor Ort das «Katholisch» explizit im Namen, ergänzt Simone Curau-Aepli, die an der Delegiertenversammlung vom 23. Mai in Visp als SKF-Präsidentin zurücktritt (siehe Infobox). 

Dass das Thema dennoch eine Brisanz hat, wird daran deutlich, dass vier Vertreterinnen des SKF am Gespräch zu den Gründen der Namensänderung teilnehmen. Nebst den genannten sind dies Geschäftsleiterin Danielle Cotten sowie Kommunikationsverantwortliche Sarah Paciarelli. Alle vier betonen denn auch, dass es sich nicht um eine strategische Neuausrichtung handle. Leitbild, Logo und Engagement blieben unverändert. 

K ist keine gute Marke mehr

Im Gespräch wird deutlich, dass das «verflixte K» im Namen in vielerlei Hinsicht Schwierigkeiten bereitet: Es schrecke Frauen ab, die nicht katholisch seien, zumal der SKF «offen, ökumenisch und interreligiös» sei, sagt Danielle Cotten. Das K habe für Menschen unterschiedliche Bedeutungen und sei deshalb keine gute Marke, ergänzt Jost. Insbesondere seit Publikation der Missbrauchsstudie hätten die negativen Assoziationen zugenommen. Ausserhalb der katholischen Bubble verbinde man mit dem K nun mal das, was das Lehramt vertrete. Es werde assoziiert mit Klerikalismus, Homophobie und Unterdrückung von Frauen. Dass der SKF den Begriff schon seit Jahrzehnten offener definiert, könne man heute kaum mehr transportieren. «Mit dem K im Namen müssen wir erklären, was wir alles nicht sind», sagt Sarah Paciarelli. «Das ist fatal und raubt viel Energie.»

Dennoch ist die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche den Frauen wichtig, bloss definieren sie «katholisch» anders: «Als katholischer Dachverband nehmen wir bewusst immer wieder auch andere Positionen ein als die Amtskirche», sagt Simone Curau-Aepli und verweist etwa auf die offene Haltung des SKF gegenüber Homosexualität. Für den Frauenbund stehen Werte wie Solidarität, Nächstenliebe und Menschenwürde im Zentrum, ebenso «Gleichwürdigkeit», wie die Mitgliedschaft des SKF bei der Reformorganisation «Allianz Gleichwürdig Katholisch» zeigt. 

Jüngere Mitglieder gewinnen

Katharina Jost, die als Seelsorgerin im luzernischen Dagmersellen tätig ist, betont die Gemeinschaft (Communio) als eine der Grundfunktionen der Kirche. «Wenn Menschen sich zusammentun, wirkt Gott.» Das Verbinden und Vernetzen von Frauen gehöre zu den Kernaufgaben des SKF. 

Der Namenswechsel hat jedoch auch pragmatischere Gründe: «Es geht um Frauen. Das wollen wir im Namen an erster Stelle benennen». Zudem werde das Kürzel SKF ausserhalb kirchlicher Kreise nicht verstanden. 

 

Natürlich gehe es auch darum, neue Mitglieder zu gewinnen, insbesondere Einzelmitglieder, sagt Sarah Paciarelli. Sie sieht besonders bei jungen, feministischen Frauen Potenzial. «Am Frauenstreiktag 2019 hat unser selbstbewusster Auftritt viele junge Frauen überrascht», erinnert sie sich. Der SKF lancierte damals einen pinken Button mit dem Spruch «Gleichberechtigung. Punkt.Amen», vielerorts sah man Frauen mit pinken Bischofsmützen, sogenannten Mitren. «Diesen Mut zum zivilen Ungehorsam haben viele dem katholischen Frauenbund nicht zugetraut.» 

In Bern ist Namenänderung aktuell kein Thema

Bei den Kantonalverbänden führen noch 12 von 17 das «katholisch» explizit im Namen. Einzig in den Zentralschweizer Kantonen (ausser Luzern) fehlt das «K». In diesen katholischen Stammlanden war es vermutlich gar nicht nötig, weil zur Gründungszeit dieser Vereine ohnehin alle katholisch waren. Für den Frauenbund Bern ist eine Streichung des Namens aufgrund struktureller Herausforderungen aktuell kein Thema. 

 

Die vier Frauen sind zuversichtlich, dass der Antrag im Mai angenommen wird, zumal ein langer, synodaler Diskussionsprozess vorangegangen sei. Eingereicht wurde der Antrag von einer Arbeitsgruppe. An einer Konferenz der Kantonalverbände letzten Herbst seien die Überlegungen der Arbeitsgruppe auf grosse Zustimmung gestossen, heisst es in der Dezemberausgabe der Verbandszeitschrift «Quelle» des SKF. 

Reaktion der Bischöfe steht noch aus

Noch-Präsidentin Curau-Aepli hat den Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) sowie Vertreter der RKZ, dem Dachverband der Kantonalkirchen, persönlich über die zu erwartende Namensänderung informiert. Die RKZ unterstützt den SKF finanziell. Eine Reaktion der beiden Gremien war auf Anfrage noch nicht zu erhalten. Das Thema werde nächste Woche im Kooperationsrat von SBK und RKZ beraten, hiess es aus der RKZ. Anfang Februar hat der SKF alle Kantonalkirchen schriftlich über die geplante Namensänderung informiert. 

 

Erstmals Co-Präsidium

An der Delegiertenversammlung vom 23. Mai ist ausserdem das Präsidium neu zu besetzen. Simone Curau-Aepli präsidiert den SKF seit 2016. Sie wird infolge Amtszeitbegrenzung nicht mehr antreten. 

Für ihre Nachfolge stellen sich Katharina Jost (Luzern) und Pia Viel (Aargau) im Co-Präsidium zur Verfügung. Jost ist Theologin und Pfarreiseelsorgerin im Pastoralraum Hürntal (LU). Sie ist aktuell Vize-Präsidentin des SKF und vertritt diesen in der «Allianz Gleichwürdig Katholisch». Pia Viel präsidiert aktuell den Aargauischen Katholischen Frauenbund und ist Vorstandmitglied der «Mitte»-Partei des Kantons Aargau. Mit Jost und Viel wird der Frauenbund erstmals ein Co-Präsidium haben. 

Simone Curau-Aepli ist Mitglied des Thurgauischen Katholischen Frauenbundes. Von 2009 bis 2012 war sie Vizepräsidentin der CVP-Frauen Schweiz. 2013 wurde sie in den Vorstand des SKF gewählt. Nach neun Jahren und drei Amtszeiten im Vorstand des SKF konnte sie 2021 für eine vierte Amtszeit kandidieren, weil «die Bedürfnisse des SKF» dies pandemiebedingt erforderten, hiess es damals.