Bild: foodwaste.ch
Erntedank und Überfluss
In der Schweiz geht ein Drittel der Lebensmittel verloren. In Bern haben sich junge Erwachsene zusammengetan, denen das nicht egal ist.
In der Schweiz geht ein Drittel der Lebensmittel verloren. Das entspricht der Ladung von 140000 Lastwagen, die aneinander gereiht eine Kolonne von Zürich bis Madrid ergeben.
In Bern hat sich eine Gruppe junger Erwachsener zusammengefunden, denen das nicht egal ist. Zusammen mit Spitzenköchen aus dem Hotel Schweizerhof tischen sie am 22. September Köstlichkeiten auf, die aus Nahrungsmitteln zubereitet wurden, die sonst weggeschmissen worden wären, und setzen ein starkes Zeichen gegen Foodwaste. Seit Menschengedenken sind Säen und Ernten spezielle, wichtige Momente im Jahreskreis und mit besonderen Festen verbunden. Auch das christliche Erntedankfest erinnert an den engen Zusammenhang zwischen Natur, Landwirtschaft und Mensch und an die gemeinsame Verantwortung der Menschen für die Schöpfung. Die Art und Weise, wie und wo Nahrungsmittel produziert werden und die Art und Weise, wie Lebensmittel konsumiert werden, hat viel mit Lebensqualität zu tun. Danken und denken gehören deshalb genauso zum Erntedank wie das Schmecken und Schmücken. An manchen Orten werden an diesem Fest deshalb auch Geld und Nahrungsmittel gesammelt, um sie an jene weiterzugeben, die sich nicht an einer guten Ernte freuen können. Im städtischen Umfeld ist es manchmal etwas schwieriger, Erntedank zu feiern, als in ländlichen Gegenden. Als KonsumentInnen im Supermarkt sind wir scheinbar abgeschnitten vom natürlichen Wachsen und Ernten auf dem Feld. Hier setzt das Projekt «Foodsave» ein. Mit dem Thema Foodwaste setzt es mitten in unseren Küchen an und spannt Fäden zu den Themen Wachstum, Konsum, Landwirtschaft und Verantwortung.
Ein 60 Meter langer Tisch mitten auf dem Berner Bahnhofplatz ist das Herzstück der Aktion, die Erntedank mitten in die Stadt bringt. Initiiert wurde das Foodsave-Bankett von der der Katholischen Kirche Region Bern, der «offenen kirche» und der Kirchgemeinde Heiliggeist. Mehr als 20 Organisationen liessen sich von der Idee begeistern: von der Studierendengruppe «vo geschter» bis zur «Ökonomischen und Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Bern OGG», die ein Kochbuch zum Thema herausgegeben hat. Neben dem kostenlosen Bankett bietet die Veranstaltung ein kulturelles Programm und eine Feier in der Kirche, die auf ansprechende und lustvolle Art Alternativen zu Foodwaste thematisieren. Unter anderem machen sie darauf aufmerksam, dass knapp die Hälfte der verschwendeten Lebensmittel aus Privathaushalten stammt.
Gross und klein ist ab 15.00 eingeladen, das Bankett aufzubauen und festlich einzurichten. Ab 17.30 wird ein Apéro serviert und um 18.00 das Buffet à discrétion eröffnet. Wer Platz nimmt, darf sich neben dem Essen auch auf kulturelle Darbietungen freuen. Olgas Bagasch spielt Lieder vom Essen und Trinken, Mirco Burri präsentiert das Kochbuch «Restenlos glücklich» und vieles mehr. Um 20.30 laden die Initianten zur ErntedankFeier mit Musik in die Heiliggeistkirche. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Getränke werden verkauft, Kollekte zur Deckung der Unkosten.
Andrea Meier
Partner: Schweizerhof Bern, Schweizer Tafel, Äss-Bar, foodwaste.ch, radiesli, transition bern, bene (Universität Bern), foodsharingschweiz. ch, OGG, vo geschter, Bio für Jede, Longomaï, HEKS Neue Gärten, soliTerre, Bern isst Bern, Stiftsgarten GmbH, Zumguten Heinrich, Décroissance Bern, mein küchenchef.
Weitere Infos: www.foodsave-bern.ch Bild: foodwaste.ch
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