Die Papst-Audienz war eine positive Erfahrung, sagt Helena Jeppesen-Spuhler. Vom Vatikan fordern die Synodalen, den Arbeitsplan und die Namen der Mitglieder der zuständigen Kommission offenzulegen. Alles andere werde die Synode nicht akzeptieren.

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Annalena Müller

«pfarrblatt»: Wie war die Audienz beim Papst, Frau Jeppesen-Spuhler?

Helena Jeppesen-Spuhler: Wir hatten eine wirklich tolle Audienz. Die Frauen haben offen über ihre Erfahrung in der Synode und ihre Bedenken gesprochen. Papst Franziskus war sehr aufgeschlossen und zugewandt.

Wie lief das Treffen ab?

Jeppesen-Spuhler: Sieben Frauen haben kurze Präsentationen gehalten, je eine Frau pro Kontinent. Papst Franziskus hat sehr gut reagiert und Fragen gestellt. Als Organisatorin durfte ich das Treffen moderieren. Insgesamt waren wir eine knappe Stunde beim Papst.

Der gestrige Tag war ein Dämpfer für die Frauenfrage. Der oberste Glaubenshüter, Kardinal Victor Fernandez, blieb einem wichtigen Treffen mit der Synode fern…

Jeppesen-Spuhler: Ja. Gestern kamen die Koordinatoren der zehn Studiengruppen in die Synode, um über den Stand ihrer Arbeiten zu berichten. Für die Studiengruppe fünf, die für die Frauenfrage zuständig ist, kamen lediglich zwei Angestellte des Dikasteriums und wollten nichts sagen. Ihnen gegenüber sassen gut 100 Synodale mit Fragen – und die Mitarbeiter wollten auf keine Fragen antworten. 

Sie haben Antworten verweigert?

Jeppesen-Spuhler: Sie sagten uns, dass sie hier seien, um zuzuhören und nicht, um zu reden. Sie haben uns lediglich aufgefordert, unsere Inputs für die Studiengruppe beim Synodenbüro einzureichen. Die Studiengruppe fünf ist die einzige, die so aufgetreten ist und übrigens auch die einzige, deren Mitglieder geheim gehalten werden.

Wie liefen die Gespräche mit den anderen Gruppen?

Jeppesen-Spuhler: Ich war noch bei Gruppe zwei «The Cry of the Poor». Dort – wie auch bei den anderen – haben die Mitglieder der Studiengruppe ihre Arbeitspapiere mitgebracht und sich mit der Synode ausgetauscht. Auch der Koordinator, Kardinal Czerny, war anwesend. Das war eine ganze andere und absolut positive Erfahrung.

Wie haben die Synodalen auf das Schweigen der Zuständigen für die Frauenfrage reagiert?

Jeppesen-Spuhler: Wir haben sofort klar gemacht, dass das so nicht akzeptiert wird. Nicht nur die Laien, sondern auch die anwesenden Bischöfe haben sehr klare Worte gefunden. Wir haben ihnen eine Stunde lang erklärt, warum das so nicht geht und dass sie uns einen Arbeitsplan vorlegen und kommunizieren müssen, wer in dieser Studiengruppe ist.

Gab es eine Reaktion auf die Proteste?

Jeppesen-Spuhler: Letzte Nacht haben wir eine E-Mail von Kardinal Fernandez bekommen, dass er am Donnerstag (24.10.) der Synode zum Gespräch zur Verfügung steht. Da gab es zuvor wohl eine Krisensitzung im Dikasterium (lacht).

Mauert ausgerechnet diese Studiengruppe, weil die Entscheidung zur Frauenfrage eigentlich schon gefallen ist?

Jeppesen-Spuhler: Das könnte sein. Nach gestern ist die Frustration natürlich recht hoch. Aber das ist auch gut, denn es gibt zahlreiche Interventionen auf allen Ebenen. Klar ist, die Synode wird das nicht akzeptieren. 

Wie geht es weiter?

Jeppesen-Spuhler: Es muss noch geklärt werden, wie die Ergebnisse der Studiengruppen, die erst gegen Mitte 2025 vorliegen, noch in den Synodenprozess eingebunden werden. Verschiedene Synodale, auch Bischof Felix Gmür, drängen darauf, dass dafür eine Lösung gefunden wird. Die Ergebnisse der Studiengruppen sollen nicht am synodalen Prozess vorbei diskussionslos zum Papst gehen, der dann damit macht, was er für richtig hält.