Bischöfin Mariann Edgar Budde bei ihrer Predigt am 22. Januar 2025. Foto: Sreenshot zeit.de

Mut ist weiblich: Bischöfin Mariann Edgar Budde stellt Trump bloss

23.01.2025

Die anglikanische Bischöfin Mariann Edgar Budde wandte sich in ihrer Predigt mit klaren Worten an den neuen Präsidenten. Trump reagierte – wie zu erwarten – mit Wut.

 

Mariann Edgar Budde ist anglikanische Bischöfin von Washington D.C. Im Gottesdienst nach der Amtseinführung von Donald Trump predigte sie in der National Cathedral direkt an Trump gewandt: «Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, dass Sie sich der Menschen in unserem Land erbarmen, die jetzt Angst haben.

Bitte um Erbarmen

Es gebe «Schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien. Manche fürchten um ihr Leben», sagte Bischöfin Edgar Budde. 

Die Bischöfin erwähnte die in den USA zahlreiche sans-papiers, denen die Abschiebung droht. Die «Erntehelfer und Reinigungskräfte, die Arbeiterinnen und Arbeiter in Geflügelfarmen und Fleischverarbeitungsbetrieben, in Restaurants und Krankenhäusern» hätten zwar nicht die richtigen Papiere, aber die grosse Mehrheit der Einwanderer:innen zahle Steuern und sei nicht kriminell.

Während ihrer Rede schaute die Bischöfin den neuen Präsidenten direkt an. Dieser sass mit seiner Frau Melania sowie dem als traditionell-katholisch geltenden Vizepräsident J. D. Vance und dessen Frau Usha in der ersten Reihe. 

Wenig überraschend war Trump von dieser direkten Kritik wenig begeistert. Auf seiner Social-Media-Platform  «Truth Social» teilte er gegen Bischöfin Mariann Edgar Budde aus:

«Die sogenannte Bischöfin, die am Dienstagmorgen beim National Prayer Service sprach, war eine radikale linke Trump-Hasserin. Sie hat ihre Kirche auf unhöfliche Weise in die Welt der Politik hineingezogen. Ihr Ton war unangenehm, und sie war weder überzeugend noch klug. (…) Abgesehen von ihren unpassenden Äusserungen war der Gottesdienst sehr langweilig und uninspirierend. Sie ist nicht besonders gut in ihrem Job! Sie und ihre Kirche schulden der Öffentlichkeit eine Entschuldigung.»

 

Bischof von Chicago findet klare Worte

Donald Trump hatte direkt nach seiner Vereidigung zahlreiche Erlasse unterzeichnet, mit denen unter anderem Massenabschiebungen ermöglicht werden. Die katholische US-Bischofskonferenz kündigte eine umfassende Prüfung an. Sprecherin Chieko Noguchi verwies auf die kirchliche Lehre, die zur Wahrung «der Heiligkeit des menschlichen Lebens und der gottgegebenen Würde der menschlichen Person» verpflichte – die der Einwanderer, Asylsuchenden und Armen eingeschlossen.

Klare Worte fand Kardinal Blase Cupich aus Chicago. «Die Berichte über geplante Massenabschiebungen in unserer Erzdiözese erfüllen mich mit tiefer Sorge», sagte Cupich zu den angekündigten ersten Grossrazzien. «Die katholische Gemeinschaft steht an der Seite der Menschen Chicagos bei der Verteidigung der Rechte von Einwanderern und Asylsuchenden.» (ALM)