Die Abtei St. Maurice im Wallis. Foto: Wikimedia Commons

Nach Missbrauchsvorwurf: Chorherr verlangt Rückkehr in Schuldienst, Kanton lehnt ab

Er wurde 2023 wegen Missbrauchsvorwürfen aus dem Schuldienst entlassen und fordert nun, wieder eingestellt zu werden. Das Walliser Bildungsdepartement wies das Gesuch des Chorherren nun ab.

 

Die Abtei St. Maurice kommet nicht zur Ruhe. Laut einer Medienmitteilung der Abtei vom Donnerstagmorgen «fordert Roland Jaquenoud seine Wiederaufnahme in seine beruflichen Funktionen als Lehrer am Collège de Saint-Maurice ab dem Schuljahr 2025-2026». Das Walliser Bildungsdepartement reagierte am gleichen Tag: Es lehnte das Ansinnen Jaquenouds entschieden ab.

Chorherr sieht sich entlastet

Die Forderung des Chorherren kam nicht überraschend. Bereits vor einem Monat wurde ein entsprechender Verwaltungsantrag beim Kantonsgericht Wallis eingereicht. Nach der Einstellung des Verfahrens gegen ihn durch die Walliser Staatsanwaltschaft, u.a. aufgrund von Verjährung, sieht Jaquenoud sich entlastet.

«Ich verstehe vollkommen, dass der Bildungsdienst nach der Ausstrahlung des Berichts im November 2023 Massnahmen ergreifen musste, um die Fakten zu klären. Jetzt, da sie feststehen und ich entlastet bin, erwarte ich, dass der Bildungsdienst mich in meine Funktion als Lehrer wiedereinsetzt. Das erscheint mir eine Frage der Gerechtigkeit zu sein,» so Roland Jaquenoud in der Medienmitteilung der Abtei, die am Donnerstagmorgen an die Presse verschickt wurde.

Recherche des Westschweizer Fernsehens

Den Stein ins Rollen brachte eine Recherche des Walliser-Senders RTS im November 2023. In der Sendung «Mise au point» wurde neun Chorherren übergriffiges Verhalten vorgeworfen. Darunter auch Roland Jaquenoud, dem damaligen Prior.

Jaquenoud war erst wenige Wochen zuvor auf Abt Jean Cesar Scarcella gefolgt, der wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung in den Ausstand getreten war. Im November 2023 wurden Vorwürfe gegen Jaquenoud aus dem Jahr 2003 publik. Damals soll Jaquenoud einen ihm untergebenen Novizen zum Geschlechtsverkehr gedrängt haben.

Intern war der Vorfall lange bekannt. Andere Novizen informierten damals den Vatikan. Dieser wiederum sendete einen Abt aus Frankreich, um der Sache nachzugehen. Die Abtei schickte Jaquenoud schliesslich 2004 in die Mission nach Kasachstan. 2015 kehrte Jaquenoud nach Saint-Maurice zurück, wo er Prior wurde. Im September 2023 übernahm er vorrübergehend die Leitung der Abtei.

Walliser Bildungsdepartement lehnt Wiedereinstellung ab

Der Leiter des Walliser Bildungsdepartements, Jean-Philippe Lonfat, erklärte am Donnerstag gegenüber Keystone-SDA: Jaquenoud «wird nicht wieder eingestellt». 

Lonfat sprach von einem «vollständigen Vertrauensbruch» im Zusammenhang mit der «Aufarbeitung der Enthüllungen von 2023», als «Mise au point»  Mitglieder des Klosters, darunter Roland Jaquenoud, des missbräuchlichen Verhaltens beschuldigte. Jean-Philippe Lonfat fügte hinzu, dass dem ehemaligen Lehrer von Saint-Maurice eine Entschädigung «im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen» gezahlt werde.

(ALM, aktualisert: 27.2.2025, 16:20)