Pinker Punkt auf Bischofsmütze: Der Frauenbund trat am Frauenstreik 2019 selbstbewusst katholisch auf. Foto: Roberto Conciatori

Ohne katholisch: Namensänderung beim Frauenbund schlägt Wellen

Dass der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) das «K» aus dem Namen streichen will, sorgt für heftige Diskussionen in den sozialen Medien. Beim Frauenbund nimmt man die Reaktionen gelassen.

 

Sylvia Stam

Die News des «pfarrblatt», dass der Schweizerische Katholische Frauenbund das «Katholisch» aus seinem Namen streichen will, hat national und international Wellen geschlagen. Von katholisch.de über CNA deutsch und kath.ch bis hin zum welschen Radiosender RTS Religion wurde berichtet. 

Kommentare auf Facebook

Insbesondere auf dem Facebook-Profil von katholisch.de wurde der Antrag heftig und durchaus kontrovers kommentiert. «Das dürfte vielen aus der Seele sprechen,» schreibt etwa Markus Ramminger, Pfarrer in Donaueschingen (D). Die Einschätzung, dass das «K» keine gute Marke mehr sei, da es zunehmend mit Klerikalismus, Homophobie und Frauenunterdrückung in Verbindung gebracht werde, präge das öffentliche Bild von Kirche. «Was unternimmt die Kirche?», fragt er kritisch. 

 

Auch Lukas S. Brühwiler, Rechtsanwalt aus Amriswil (SG), erkennt in dem Antrag zum Namenswechsel einen umfassenden Trend: «Es gehört wohl zum Niedergang der Kirche und der Auflösung ihrer Identität, dass auch ihre Satelliten - die Verbände und Gruppierungen - nicht mehr wissen können, was der Begriff «katholisch» beinhaltet. Die Missbrauchsthematik ist da nur noch das Zünglein an der Waage», kommentiert er auf dem Facebook-Profil von kath.ch. 

Kirchliche Gelder und Definition von «katholisch»

Mehrfach wird kritisiert, dass der Frauenbund zwar das Katholische aus dem  Namen streichen wolle, aber dennoch kirchliche Gelder entgegennehme. Tatsächlich erhält der SKF lediglich gut sieben Prozent seiner Gelder von der RKZ, dem Dachverband der Kantonalkirchen, wie den öffentlich einsehbaren Finanzberichten der beiden Organisationen zu entnehmen ist. Der Rest sind Mitgliederbeiträge und Spenden. 

Ebenfalls kritisiert wird, dass der Frauenbund «katholisch» anders definiert als die Amtskirche und sich bewusst auch gegen amtskirchliche Haltungen positioniert. «Ich begrüße die Initiative, aus dem, was ich lese, sind diese Frauen sowieso nicht mehr katholisch, daher ist es ganz normal, das ihnen diese Definition stört», kommentiert Guido Villa, dessen Profilbild die Heilige Maria Goretti ziert. 

Das anonyme Profil Mmn Doswald, hinter dem sich eine Person aus Ennetbürgen verbirgt, schreibt unter dem Post von kath.ch: «Wenn die Mitglieder Mühe mit der katholischen Kirche haben ist dies konsequent. Dann müssen sie aber auch konsequent sein und sich nicht «von aussen» in katholische Themen einmischen.» 

Katholischer Verein mit ökumenischer Haltung

Sehr kritische Töne kommen aus dem Kanton Bern. Vera Schlittler, ehemaliges Vorstandsmitglied des Katholischen Frauenbunds Bern, ist überzeugt: «Ohne K wird es Austritte geben». Sie erinnert an die beiden Hilfswerke des SKF, den «Solidaritätsfonds für Mutter und Kind» und das Elisabethenwerk, die ohne Anbindung an die Kirche dastünden. Der SKF verspiele damit seine Glaubwürdigkeit. «Besser wäre, sich klar als katholischen Verein zu bekennen, aber mit einem glasklaren Bekenntnis zur Offenheit für ökumenische Haltung». 

 

Genau das tut der SKF allerdings, der die Verbindung zur katholischen Kirche weder im Leitbild noch in seinem Engagement leugnet und den Begriff «katholisch» lediglich aus dem Namen streicht. Schlittler wird an der Delegiertenversammlung vom Mai dennoch gegen den Antrag stimmen, wie sie auf Facebook schreibt. 

Bischöfe und RKZ bedauern

Auch in den beiden obersten kirchlichen Gremien, der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der RKZ, dem Dachverband der Landeskirchen, ist das Thema inzwischen angekommen. Der Kooperationsrat von SBK und RKZ nimmt die beantragte Namensänderung «mit Bedauern zur Kenntnis», schreibt RKZ-Generalsekretär Urs Brosi auf Anfrage. Ob dies Konsequenzen für die Mitfinanzierung haben wird, ist derzeit noch offen. Die dafür zuständigen Gremien würden nach dem Beschluss der Delegiertenversammlung zusammen mit dem Frauenbund darüber beraten.

Profilschärfung im Sinne der Frauen

Beim SKF nimmt man die Reaktionen gelassen. «Die Reaktionen sind gemischt. Das haben wir erwartet, weil wir damit rechneten, dass es auch Menschen geben wird, die unseren kommunikationsstrategischen Entscheid als Abkehr interpretieren werden», sagt Sarah Paciarelli, Kommunikationsbeauftragte des SKF auf Nachfrage des «pfarrblatt». 

Die Namensänderung sei eine Profilschärfung im Sinne der Frauen, welche die wichtigste Zielgruppe seien. «Wir distanzieren uns nicht vom Katholizismus oder der katholischen Identität unseres Verbandes», stellt sie klar. «Unser Wirken bleibt unverändert von katholischen Werten wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Schöpfungsverantwortung im Sinne christlicher Ethik geleitet.» Das gehe auch ohne K im Namen, wie Jubla oder Caritas zeigten. «Der Frauenbund ist und bleibt katholisch. Auch ohne K im Namen». 

SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli fügt in einem Facebook-Kommentar an: «Auch die Bischofskonferenz verzichtet auf das K im Namen. Ein Problem? Für wen?», fragt sie auf dem Profil von katholisch.de.