Ute Spiekermann (l.) und Karin Iten haben mit der reformierten Landeskirche eine grosse Auftraggeberin an Land geholt. Foto: Annalena Müller

Reformierte Landeskirche gibt Mandat an Präventionsfachstelle «MachtRaum»

Im September gründeten Karin Iten, Stefan Loppacher und Präventionsexpertin Ute Spiekermann die Fachstelle «MachtRaum». Jetzt erhielt das Experten-Trio ein Mandat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn.

 

Annalena Müller/Sylvia Stam

Die Synode der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn hat Gelder gesprochen, um ein umfassendes Schutzkonzept zur Prävention von Missbrauch zu erarbeiten. Die Synode sprach «einen Verpflichtungskredit für einmalige Ausgaben von 145'000 Franken. Hinzu kommen wiederkehrende Ausgaben von 36'800 Franken. Es wird eine Stelle mit einem Pensum von 25 Prozent für Projektleitung und Projektbegleitung geschaffen», heisst es in der Medienmitteilung.

Grosser Auftrag für «MachtRaum»

Ute Spiekermann hat die Erarbeitung des Konzeptes fachlich begleitet. Zusammen mit Karin Iten und Stefan Loppacher hat Spiekermann im September die Fachstelle für Prävention «MachtRaum» gegründet. Dass die Synode von Ref Be-Ju-So nun Gelder gesprochen hat, freut Spiekermann: «Das ist grossartig! Damit Prävention gelingt, braucht es eine Führung, die das will, und ein Team, das mitgeht». 

Karin Iten ist erfreut, dass die Synode Ref Be-Ju-So dem Thema einen solchen Stellenwert einräumt, indem sie Zeit zur Verfügung stellt: «Sensibilisierung geht nicht ohne verbindliche Gefässe für Gespräche und Schulungen. Diese sind wiederkehrend geplant und zudem für alle kirchlich Tätigen ausgerichtet – insbesondere auch für die Leitungsebene.»

Gemeinsame Grundlage erarbeiten

In wiederkehrenden Schulungen sollen die 606 Mitarbeitenden von Ref Be-Ju-So anhand konkreter Situationen aus ihrem Alltag für das Thema sensibilisiert werden. m sagen zu können, ob ein grenzverletzendes Verhalten vorliegt, braucht man ein gemeinsames Verständnis von Qualität in der Gestaltung von heiklen Nähe- bzw. Risikosituationen. Erst das erlaubt das Einfordern von Qualität durch Kolleg:innen oder der Führung, erläutert Spiekermann.

 

 

Solche Grundlagen – im Sinne eines Verhaltenskodex – sollen mit den Mitarbeitenden zusammen erarbeitet werden. «Es geht darum, ihnen eine Sprache zu geben, um heikle Situationen ansprechen zu können.» Entscheidend dafür, dass ein solcher Verhaltenskodex auch umgesetzt werde, sei jedoch, dass die Menschen mitgenommen würden. Daher sei es wichtig, dass die Organisation dazu die strukturellen Gefässe zur Verfügung stelle. «Ausserdem braucht es ein gutes Personalmanagement, damit Führungspersonen Nähe- und Risikosituationen gut begleiten. Gestartet wird Ende November mit einer Impulsveranstaltung für Führungspersonen. Im neuen Jahr folgen Schulungen in Arbeitsgruppen. 

Fachstelle für Organisationen mit Machtgefälle

Karin Iten und Stefan Loppacher sind in der katholischen Schweiz bekannt. Iten und Loppacher waren als Präventionsbeauftragte im Bistum Chur für Schulungen und den Verhaltenskodex verantwortlich. Nach drei Jahren voller Gegenwind kündigte Iten beim Bistum Chur und wechselte von der Kirche zum – ebenfalls missbrauchsanfälligen – Sport und gestaltet die Prävention bei Swiss Olympic. Auch Stefan Loppacher verliess das Bistum Chur und leitet jetzt die Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext» bei der RKZ, SBK und KOVOS*.

Die Präventionsfachstelle «MachtRaum» bietet Workshops und Gesprächsrunden an, um Menschen und Organisationen zu sensibilisieren und eine Dialog- und Kritikkultur zu etablieren. Sie richtet sich an alle Organisationen, die ein Risiko aufgrund grosser Machtgefälle und Überhöhungen in sich tragen, wie beispielsweise Sport, Spitäler, Kulturbereich und Hochschulen. Der Fokus wird dabei auf den eigenen Handlungsspielraum gelegt.