Newsüberblick: Von Rücktritt, Rückkehr und Rückschlag

14.03.2025

Die Welt wartet, wie es mit Papst Franziskus weitergeht. In der Schweiz ist die Rückkehr des Abts von Saint-Maurice ein Rückschlag in Sachen Missbrauch-Aufarbeitung. Der Newsüberblick.


Der Bundesrat ist wieder komplett, obschon die «Mitte» einige Mühe hatte, kurzfristig genügend Kandidat:innen zu finden. Anders die Landeskirche Bern, sie denkt weit voraus: Die Suche nach einer Nachfolge für Generalsekretärin Regula Furrer hat bereits begonnen. Auf den 1. März 2026 wird eine Person gesucht, deren Führungsstil sich durch «Transparenz, eine offene Kommunikation nach innen und aussen und durch Vertrauen» auszeichnet, heisst es im Inserat. 


Abt nach Vatikanrüge zurück im Amt 

Führungsqualitäten, die der Abt von Saint-Maurice diese Woche nicht gerade unter Beweis gestellt hat. Jean Scarcella war im Herbst 2023 wegen Missbrauchsvorwürfen freiwillig in den Ausstand getreten. Nach einer kanonischen Voruntersuchung wurde er letztes Jahr offiziell vom Vatikan gerügt. Diese Massnahme entspricht im Schweizer Arbeitsrecht etwa einer Abmahnung. Diese Woche nun teilte die Abtei mit, Scarcella sei mit dem Segen des Vatikan in sein Amt als Abt zurückgekehrt – als wäre nichts geschehen. 
 


In der Kirche Schweiz reibt man sich die Augen. Sieht so der vielzitierte Kulturwandel aus, den Bischöfe, Landeskirchen und Orden nach der Publikation der Missbrauchsstudie verkündeten?

«Kulturwandel sieht definitiv anders aus!», sagen denn auch aufgebrachte Betroffenenorganisationen zu dieser Entscheidung. Dieser unerklärliche Schritt sei ein Rückschlag für alle jene, die sich für echte Veränderungen in der Kirche einsetzten. 
 


Schweizer Bischöfe irritiert

Selbst die Bischöfe sahen sich genötigt, sich aus ihrer Vollversammlung zu Wort zu melden, und zwar nur wenige Stunden nach der Mitteilung aus Saint-Maurice. Die aussergewöhnlich rasche Reaktion und der hilflos wirkende, nichtssagende Inhalt der Mitteilung deuten darauf hin, dass sie über diesen Schritt irritiert sind. 

Klar formuliert die staatskirchenrechtliche Seite ihre Verstimmung. Die RKZ zeigt sich «unangenehm berührt durch das Wegwischen von Verantwortung». Zu Recht weist der Dachverband der Landeskirchen darauf hin, dass ein solches Vorgehen die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Player untergräbt, die «mit viel Engagement gegen den Missbrauch» vorgehen. 
 


Doch es gibt auch Positives zu vermelden in Sachen Missbrauchsbekämpfung: Die Bischöfe haben der Einführung verpflichtender psychologischer Eignungsprüfungen für zukünftige Seelsorger:innen zugestimmt. Das Dekret tritt Ende März in Kraft. Gewichtiger ist ihre Absegnung der Statuten zur Errichtung eines nationalen Strafgerichts. Diese gehen nun zur Genehmigung nach Rom. Bischof Joseph Bonnemain geht davon aus, dass Rom dafür ein paar Monate brauchen wird

Kirchliches Strafgericht 

Ob die Antwort aus Rom noch unter Papst Franziskus kommen wird, ist derzeit mehr als ungewiss. Seit Wochen liegt der Pontifex wegen einer Lungenkrankheit im Krankenhaus. Immerhin wurde diese Woche bekannt, dass er dieses demnächst werde verlassen können. Welche Szenarien nun möglich sinderklärt Chefredaktorin Annalena Müller auf Instagram. Dazu gehört auch ein möglicher Rücktritt des Papstes. Auch auf pfarrblattbern.ch halten wir Sie täglich über den Gesundheitszustand des Papstes auf dem Laufenden. 

Vielleicht ist Ihnen das zu viel und Sie stören Sie sich daran, weil Sie die Gesundheit des Papstes für privat halten. Weshalb die offene Kommunikation des Vatikans in dieser Sache durchaus angebracht ist, erklärt der Medizinethiker Ralf Jox im Interview

75 Jahre Kardinal Kurt Koch 

Das «pfarrblatt»-Team ist vor diesem Hintergrund allerdings ganz froh, dass wir an der Alpeneggstrasse in Bern sitzen und nicht etwa in Rom. Denn für Vatikanjournalisten wie Hendro Munstermann sind diese Tage eine reine Achterbahn, wie er in seinem Bericht erzählt. 
 


Ob der Luzerner Kardinal Kurt Koch, der am Samstag seinen 75. Geburtstag feiert, angesichts dieser Situation die Gläser wird klingen lassen, entzieht sich unserer Kenntnis. Ebenso bleibt offen, ob der Papst seinen Rücktritt, den er gemäss Kirchenrecht nun einreichen muss, annehmen wird. 

So oder so wünschen wir ihm alles Gute für sein neues Lebensjahr. Und Ihnen ein geruhsames Wochenende.

Herzlich

Sylvia Stam
«pfarrblatt»-Redaktorin

 

Der Inhalt des Newsletters gibt die persönliche Meinung der Autorin wieder.