Ökumenische Osterfeier 2011 in Bern: Erzpriester Stanko Markovic (serbisch-orthodox), Pfarrer Peter von Känel (evang.-methodistisch), Reverend Adèle Kelham (anglikanisch), Pfarrer Harald Möhle (evang.-lutherisch), Father Joseph Daniel (Mar Thoma Gemeinde), Pfarrer Adane Abebaw (äthiopisch-orthodox). Foto: Christoph Knoch

Warum 2025 alle Christen gemeinsam Ostern feiern

2025 feiern alle Christen gleichzeitig Ostern. Normalerweise fällt Ostern in den West- und Ostkirchen auf unterschiedliche Daten. Warum es dieses Jahr anders ist.


Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Heuer feiern Christ:innen weltweit gleichzeitig Ostern – eine Ausnahme. Warum? 

Christoph Knoch*: 2025 ist eines der Jahre, in denen die Berechnungsmethoden aller christlichen Kirchen auf das gleiche Osterdatum fallen. Wie schon 2010, 2011, 2014 und 2017 «passen» die Vorgaben der West- und Ostkirche fürs Osterdatum 2025 zusammen. 

Seit wann ist das so?

Knoch: Schon in den Anfängen des Christentums wurde Ostern an unterschiedlichen Tagen gefeiert. Während manche Christ:innen ihr Osterdatum am 14. Nissan, dem Datum des jüdischen Pessachfests, orientierten, war es anderen wichtig, sich von der jüdischen Tradition abzugrenzen und nicht gleichzeitig, sondern erst am Sonntag nach dem siebentägigen Pessachfest zu feiern. Wer die Evangelien genau liest, stellt fest, dass unklar ist, an welchem Wochentag Jesus mit seinen Jünger:innen das «letzte Abendmahl» gefeiert hat. Klar ist, dass Kreuzigung und Auferstehung Jesu kalendarisch mit dem jüdischen Pessachfest verknüpft sind. 

Religiöse Feste orientierten sich ursprünglich an der Natur und dem Lauf der Gestirne… 

Knoch: Genau. Der jüdische Kalender folgt grundsätzlich dem Mondlauf und erreicht mit einem komplizierten System von Schalttagen und -monaten den Ausgleich zum Sonnenjahr.
 


Wann wurde erstmals versucht, ein einheitliches Osterdatum festzulegen? 

Knoch: Im Jahr 325 berief Kaiser Konstantin I. das Erste Konzil von Nizäa ein – die erste Versammlung der ganzen Christenheit: Zusammen mit etwa 300 Bischöfen und weiteren Kirchenleuten wollte er kirchliche Fragen des Lebens, Feierns und Glaubens klären und so für sein Kaiserreich eine klare Ordnung schaffen. Auf kaiserlichen Druck hin wurde als gemeinsames Osterdatum erstmals festgelegt, dass die Auferstehung Jesu jeweils am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der FrühlingsTag-und-Nacht-Gleiche gefeiert werden soll, frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Das ist im westlichen gregorianischen Kalender bis heute so.

Feierten nach dem Konzil von Nizäa alle Christ:innen gleichzeitig Ostern?

Knoch: Ja, während etlichen Jahrhunderten. Papst Gregor XIII. begründete 1578 die Vatikanische Sternwarte. Seine Astronomen entdeckten, dass der julianische Kalender dem beobachteten Sonnenjahr zehn Tage hinterherhinkt. 1582 wurde dies mit einer Kalenderreform korrigiert – der neue gregorianische Kalender übersprang zehn Tage. Allerdings hielten im Westen noch etliche am alten julianischen Kalender fest – auch die Reformierten in der Schweiz. Zahlreiche orthodoxe Kirchen benützen den julianischen Kalender bis heute und feiern Ostern mitunter erst sehr spät, wie etwa am 5. Mai 2024. «Wichtig ist, sich der verschiedenen Traditionen bewusst zu sein und sie zu respektieren.» 

Die Diskussionen um ein einheitliches Osterdatum dauern also bis heute an… 

Knoch: Ja. Seit Jahren wird in Gesprächen zwischen den Kirchenfamilien immer versucht, zu einer Einigung zu kommen. Eine breit abgestützte Konferenz mit Delegationen aus Ost- und Westkirchen fand 1997 im syrischen Aleppo statt: Ostern sollte ab dem Jahr 2001 am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn nach der Zeitzone von Jerusalem gefeiert werden, denn dort wurde Jesus gekreuzigt und begraben, und dort bezeugten die Jünger:innen seine Auferstehung. In den letzten Jahren – auch im Hinblick aufs 1700. Jubiläum des Konzils von Nizäa – drängten Papst Franziskus, der Patriarch von Konstantinopel und der Ökumenische Rat der Kirchen darauf, die in Aleppo erarbeitete Einigung auf 2025 hin umzusetzen. Das scheitert derzeit am Konflikt mit den Kirchen, die sich mit der russisch-orthodoxen Kirche verbunden wissen. Klar ist auch, dass eine Verschiebung des Osterdatums im weltlichen Kalender eine sehr lange Vorlaufzeit braucht, wenn sie sich je durchsetzen lässt.
 


Wie stehen Sie zu den unterschiedlichen Osterdaten der Ost- und Westkirche? 

Knoch: Ich frage mich, ob es nötig ist, alle Jahre gleichzeitig zu feiern. Mir ist es wichtiger, sich der verschiedenen Traditionen bewusst zu sein und sie zu respektieren. Dank der unterschiedlichen Osterdaten kann ich bei den anderen zu Besuch gehen. 

Was bedeutet Ihnen Ostern? 

Knoch: Für mich ist es nicht einfach ein Datum mit Eiern, Hasen und viel Ausflugsverkehr. Ich möchte in der Karwoche daran erinnern, was in den Evangelien überliefert wird: Jesu Anhänger:innen waren über seine Hinrichtung traurig und schockiert. Am Ostermorgen haben sie die Präsenz ihres Lehrers dann auf ganz andere Art erfahren. Trotz Leid und Tod wurde Auferstehung und neues Leben für sie spür- und erfahrbar. Das gilt bis heute. Wenn wir diese Botschaft dieses Jahr in einer ökumenischen Ostervesper in Bern verkündigen, gemeinsam Brot teilen und Eier tütschen – dann ist für mich Ostern.


* Christoph Knoch, pensionierter reformierter Pfarrer, ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen im Kanton Bern und Vize-Präsident von IRAS COTIS.

 

Grosse ökumenische Osterfeier in Bern 

Die Berner Arbeitsgemeinschaft der Kirchen (AGCK) hat 2011 eine Tradition ins Leben gerufen. In Jahren, in denen die christlichen West- und Ostkirchen am gleichen Sonntag Ostern feiern, lädt sie zu einer mehrsprachigen, farbigen, ökumenischen Ostervesper ein – so auch 2025: 
Sonntag, 20. April, 17.00, Christkatholische Kirche Peter und Paul, Rathausgasse 62, Bern. Mit Bischof Felix Gmür (Predigt), Frank Bangerter (Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz), Pfarrerin Rita Famos (Präsidentin Evangelische Kirche Schweiz), Reverend Helen Marshall (anglikanische Gemeinde Bern), Pfarrer Dr. Stefanos Athanasiou, Bischofsvikar der griech.-orthodoxen Kirche Schweiz u. v.m. 
Alle sind herzlich eingeladen, gemeinsam mit zahlreichen Vertretenden der weiten Ökumene die Auferstehung Jesu zu feiern. Anschliessend Apéro und Eiertütschen.
Weitere Infos: www.agck.ch/ostern2025