Wasser in der Liturgie

Neu geboren werden

 Die tiefe Symbolik von Wasser findet sich in den liturgischen Handlungen in vielfacher Weise. In der Didaché, einer frühchristlichen Gemeindeordnung zu Beginn des 2. Jahrhunderts, wurde in der Taufanweisung lebendiges, fliessendes Wasser, allenfalls stehendes Wasser gefordert, wenn beides nicht vorhanden sei, könne man über den Kopf des Täuflings drei Mal Wasser ausgiessen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – bis heute taufen wir meistens auf diese Weise. Das Eintauchen oder Übergiessen bedeutet die Abkehr vom alten Leben und vom Tod, der Getaufte wird neu geboren in Jesus Christus und hat Anteil an dessen Auferstehung, wie im Römerbrief (6,3-5) beschrieben ist.

In der Osternacht wird in einem grossen Gefäss Weihwasser gesegnet – dies, weil die Taufe in dieser feierlichen Liturgie einen zentralen Platz hat. Wenn wir uns in der Kirche mit Weihwasser bekreuzigen, wenn der Priester die Gottesdienstbesuchenden mit Weihwasser besprengt oder während der Gabenbereitung in der Eucharistiefeier die Hände wäscht, bewirkt das Wasser zweierlei: Es ist Reinigung von Schuld, in Anlehnung an die rituellen Waschungen wie wir sie aus zahlreichen biblischen Szenen kennen, und es erinnert uns an unsere Taufe. Weitgehend verloren gegangen ist der Brauch, in Häusern und Wohnungen ein kleines Weihwassergefäss aufzuhängen und sich individuell zu bekreuzigen als Schutz vor Gefahr und Unglück.

Bis heute jedoch ist die Segnung von Häusern und Gegenständen, aber auch von Motorrädern, Autos oder landwirtschaftlichen Maschinen Zeichen dafür, dass dem Weihwasser die Kraft zugeschrieben wird, Böses abzuwenden. In der Eucharistiefeier mischt der Priester etwas Wasser in den Wein, und diese symbolische Handlung wird unterschiedlich gedeutet: So kann das (verderbliche) Wasser für den Tod Christi gesehen werden, aber auch das gläubige Volk darstellen, das mit Christus verbunden ist, oder auf Blut und Wasser hinweisen, die aus der Seitenwunde Christi geflossen sind.

In der Liturgie des Hohen Donnerstags kommt Wasser in einer besonderen Form zur Anwendung: Die Fusswaschung ist ein Zeichen für das Dienen aneinander (Joh 13). Und wenn bei einem kirchlichen Begräbnis nicht nur die Liturgen, sondern alle Anwesenden mit Weihwasser ein Kreuz auf den Sarg oder die Urne machen, bitten sie damit um einen ganz besonderen Dienst: Dass Gott nun an der verstorbenen Person vollende, was in der Taufe begonnen worden ist.

 

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