Bischof Felix Gmür bei einem Symposium in Aarau 2023. Foto: Roger Wehrli

Bistum Basel plant Anlaufstelle für spirituellen Missbrauch

Seit der Publikation der Missbrauchsstudie im September 2023 sind insgesamt 141 Meldungen zu sexuellem Missbrauch eingegangen. Das Bistum plant eine Anlaufstelle für spirituellen Missbrauch.

 

Das Bistum Basel hat seit dem 12. September 2023, als die Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext veröffentlicht wurde, 141 Meldungen zu sexuellem Missbrauch entgegengenommen. Dies teilte das Bistum am Dienstag (21.1.) in einer Medienmitteilung mit. Das sind 21 neue Meldungen seit der letzten Bekanngabe dieser Zahlen im Juni 2024. 

Als Meldung gilt «jede Kontaktaufnahme, die einen mutmasslichen Übergriff betrifft», auch Gerüchte und Behauptungen, Sexualdelikte ohne kirchlichen Kontext oder Fälle, für die das Bistum Basel nicht zuständig ist. 

60 Dossiers in Bearbeitung, 81 abgeschlossen

60 Meldedossiers werden derzeit von einer vom Bistum beauftragten Anwaltskanzlei bearbeitet, 81 sind bereits abgeschlossen und wurden dem Bistum zur Archivierung übergeben. In 93 Fällen gab die Anwaltskanzlei Bishof Felix Gmür eine Empfehlung ab, die der Bischof laut Mitteilung umgesetzt hat. 

96 Prozent der Fälle, die in die Zuständigkeit des Bistums Basel fallen, konnten strafrechtlich nicht verfolgt werden, weil sie entweder verjährt, oder weil die betreffenden Personen bereits verstorben oder nicht eruierbar sind. Fünf Strafanzeigen sind laut Mitteilung aktuell in Bearbeitung. 

Bei strafrechtlich verjährten Fällen kann das Bistum eine kirchenrechtliche Voruntersuchung einleiten. Dies ist gemäss Miteilung in sieben Fällen geschehen: Drei dieser Fälle seien abgeschlossen und vier noch in Bearbeitung. In insgesamt 27 Fällen erhielten Betroffene zudem eine Genugtuung von der zuständigen Kommission der Schweizer Bischofskonferenz. 

Anlaufstelle spiritueller Missbrauch geplant

An der Medienkonferenz vom 12. September 2023 wurde mehrfach betont, dass spiritueller Missbrauch oft den Weg für sexuellen Missbrauch vorbereite. Der Begriff bezeichnet die Verletzung der spirituellen Autonomie eines Menschen. Nun möchte das Bistum Basel für solche Fälle eine eigene Kontaktstelle einrichten. Sie soll unabhängig und zweisprachig sein. Dazu wurde ein Schutz- und Interventionskonzept bei spirituellem Missbrauch erstellt, das im März umgesetzt werden soll. Bis wann die Kontaktstelle stehen soll, teilt das Bistum nicht mit. Im Bistum St. Gallen gibt es seit Februar 2024 eine Anlaufstelle für spirituellen Missbrauch. 

Auch die Prävention soll im Bistum Basel intensiviert werden: Nebst den für alle Mitarbeitenden obligatorischen Kursen gibt es neu vier Vertiefungskurse. Im eintägigen Workshop «Haltung und Verhalten» sollen Teilnehmende lernen, «Verhalten ursächlich zu verstehen und die Haltung dahinter sowie Verhaltensmuster zu reflektieren und anzupassen.» Drei weitere Vertiefungskurse sollen «die Kultur der Besprechbarkeit generell und in den Teams vor Ort fördern». Damit möchte Bischof Felix Gmür «unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im kirchlichen Dienst eine Kultur zu fördern, die Übergriffe im Bereich Nähe und Distanz vermeidbar sowie schwierige Situationen besprechbar macht», schreibt er in einer internen Mail an die Mitarbeitenden. sys