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Daniel Kölliker: Beichten im Freundeskreis
Im Beichtstuhl: Daniel Kölliker
Für Daniel Kölliker, Künstlerischer Leiter Kulturlokal ONO Bern und Filmregisseur, gehört zu einem guten Leben auch eine Portion Unvernunft.
Interview: Katharina Kilchenmann
Möchten Sie als Reformierter und Agnostiker manchmal beichten?
Daniel Kölliker: Ja, als extrovertierter Mensch tue ich das auch oft und gern. Bloss halt im Freundeskreis und nicht im religiösen Setting. Sich etwas von der Seele zu reden, ist eine gute Sache. Vielleicht wäre das auch was für die reformierte Kirche? Tatsächlich hatte ich einst, nach einer schweren Trennung, das Bedürfnis, mich einer Pfarrerin anzuvertrauen. Ich kannte sie bereits, erlebte sie als wunderbaren, klugen Menschen. Ihr Rat hat mir damals sehr geholfen.
Was bezeichnen Sie als Sünde?
Daniel Kölliker: Wenn ich gegen das grundlegende Prinzip des moralischen Handelns, wie es der Philosoph Kant in seinem Kategorischen Imperativ formuliert, verstosse. Als Agnostiker weiss ich nicht, ob es Gott gibt oder was er will. Aber ich muss wissen, was ich will. Was ich, in Bezug aufs Ganze, als ethisch richtig definiere, um dann danach zu handeln.
Klingt sehr vernünftig. Sind Sie manchmal auch unvernünftig?
Daniel Kölliker: Aber sicher, einige der «Todsünden» sind doch grandios. Ab und zu mal im Bett faulenzen, die Liebe feiern oder essen und trinken was man will – am liebsten alles gleichzeitig – ist doch herrlich! Einfach nicht jeden Tag oder wenn es anderen schadet.