Helena Jeppsen-Spuhler ist Delegierte an der Weltsynode. Foto: Pia Neuenschwander

Helena Jeppesen-Spuhler: «Die Synode wurde nicht respektiert»

Das «no basta» zur Frauenweihe ist ein Affront. Der Vatikan «handelt ohne Respekt für die Synode», sagt Helena Jeppesen-Spuhler. Aber noch sei das letzte Wort nicht gesprochen.

 

Annalena Müller 

Frau Jeppesen-Spuhler, gab es je eine Studiengruppe fünf?

Helena Jeppesen-Spuhler: Das wissen wir nicht genau. Ich denke, die Studiengruppe fünf besteht aus Mitarbeitern des Glaubensdikasteriums. Aber es ist sicher nicht die Studiengruppe, wie die Synode sie wollte. Also, eine Studiengruppe, die sich auch mit der Weihefrage von Frauen beschäftigt, die synodal arbeitet und aus Mitgliedern aus allen Kontinenten bestehen sollte. Deshalb gab es auch Protest.

Hat sich der Vatikan also gar nicht ernsthaft mit der Diakoninnenweihe befassen wollen?

Jeppesen-Spuhler: Ich habe das Gefühl, dass sie dem Papst folgen. Franziskus hat ja mehrfach gesagt, dass er die Zeit für nicht reif hält.. Aber nach den Protesten der Synode beim Austausch am 18. Oktober hat sich etwas bewegt…

… als das Dikasterium zwei Personen in die Synode schickte, um zuzuhören, aber keine Antworten zu geben…

Jeppesen-Spuhler: …hat Kardinal Fernandez gesagt, wenn man Inputs zum Frauendiakonat habe, könne man sich diese an sein Büro schicken. Es bleibt das Gefühl, dass hier noch gearbeitet werden muss.

Fühlen Sie sich hintergangen?

Jeppesen-Spuhler: Ja. Und wir haben auch gesagt: «Ihr folgt dem Auftrag der Synode nicht». Wir finden, dass hier ohne Respekt für die Weltsynode gehandelt wird. Auch Felix Gmür hat Rechenschaft eingefordert. Das sind nicht nur wir Frauen, sondern auch Kardinäle und Bischöfe, die empört sind, dass dieses wichtige Thema der Ämter generell und der Rolle der Frau nicht bearbeitet wurde. Die Synode forderte dazu vertiefte Arbeit. 

Warum überhaupt eine Synode – ist alles nur Augenwischerei?

Jeppesen-Spuhler: Nein, es wäre nicht hilfreich für den synodalen Prozess, an der Frage der Diakoninnenweihe die ganze Synode aufzuhängen. Dennoch, die Frauenfrage ist eines der Hauptthemen. Deswegen kommt das Thema auch jetzt immer wieder. Jeden Tag, bei jeder Pressekonferenz wurden Fragen zur Frauenfrage gestellt. Wir müssen am Thema dringend weiterarbeiten.

Und doch gab es ein päpstliches «no basta». Was macht die Synode jetzt?

Jeppesen-Spuhler: Wir werden zunächst die Begegnung mit Kardinal Fernandez am morgigen Donnerstag abwarten. Und ob hier nicht doch noch eine Arbeitsgruppe eingerichtet wird. Man darf nicht vergessen, der Koloss Kirche bewegt sich nur langsam und nur auf grossen Druck. 

Sie hoffen also immer noch, dass es trotz des Machtwortes weitergeht?

Jeppesen-Spuhler: Ja, das hoffen viele hier in der Synode. Wir werden auch in unseren Ortskirchen an der Gleichstellung der Frauen noch viel arbeiten müssen und die Kirche Schweiz kann in Rom ihre guten Erfahrungen mit Gemeindeleiterinnen und -leitern eingeben. Die Weltkirche würde davon enorm profitieren.