Kurt Koch war bis 2010 Bischof von Basel. Foto: Annalena Müller

Kardinal Koch: Kirchenreform nur in engen Grenzen möglich

In einer Rede in Valencia wies der frühere Basler Bischof traditionalistische und progressive Extreme im Umgang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zurück. Eine Reform der Kirche hält Kurt Koch nur in engen Grenzen für möglich.

 

Nach der Prager Karlsuniversität hat Kurt Koch auch von der Katholischen Universität die Ehrendoktorwürde erhalten. In seiner Dankesrede wandte sich der frühere Basler Bischof gegen traditionalistische und progressive Extreme zum Zweiten Vatikanischen Konzil, wie das Newsportal CNA berichtet.

Spannungen seit Konzil

In seinem Festvortrag am 5. Februar referierte Koch über die Spannung zwischen den beiden Polen, die sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzils (1963-1965) gebildet haben. Die strenge Treue zu den Quellen auf Seite der Traditionalisten und der Fokus auf die «Zeichen der Zeit» bei den Progressiven.

Laut dem Kardinal «hat das Verhältnis zwischen diesen beiden Dimensionen die Kirche schon immer geprägt. Aber seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich die Spannung auf neue Weise verschärft».

Mittelweg

Angesichts der Dichotomie plädierte Koch für einen Mittelweg. «Jenseits des säkularen Konformismus und des separatistischen Fundamentalismus muss ein dritter Weg im katholischen Glauben gesucht werden.» Diesen Weg habe das Konzil bereits aufgezeigt.

Sowohl Gläubige aus dem so genannten progressiven als auch aus dem traditionalistischen Lager begriffen «das Zweite Vatikanum als Bruch, wenn auch in entgegengesetzter Weise». Für die Ersteren fand der Bruch nach dem Konzil statt, während die Letzteren meinen, dass er während des Konzils stattfand.

Näher beieinander als beide Seiten meinen

Der Kardinal argumentierte, dass «die beiden extremen Positionen gerade deshalb so nahe beieinander liegen, weil sie das Zweite Vatikanum nicht innerhalb der allgemeinen Tradition der Kirche interpretieren».

 

Die Traditionalisten erinnerte Kurt Koch an den verstorbenen Papst Benedikt XVI. Dieser hatte erklärt, dass «die lehramtliche Autorität der Kirche nicht im Jahr 1962 eingefroren werden kann».

«Tentakel des modernen Geistes» 

Aber auch die Progressiven nahm der frühere Basler Bischof in die Verantwortung. Es «besteht die Gefahr, dass die vom Konzil gewollte und erreichte Weltoffenheit der Kirche zu einer übereilten Anpassung der Glaubensgrundlagen an den Zeitgeist der Moderne wird, wenn der Schwerpunkt nur auf die Aktualisierung gelegt wird», so Koch.

Der als konservativ geltende Geistliche warnte: «Nicht wenige Strömungen in der nachkonziliaren Zeit waren so sehr auf die Welt ausgerichtet, dass sie die Tentakel des modernen Geistes nicht bemerkten oder ihre Auswirkungen unterschätzten». Die Folge, laut Koch, ist: «dass die so genannte Bekehrung zur Welt den Sauerteig des Evangeliums in der modernen Gesellschaft nicht durchdringender machte, sondern vielmehr zu einem weit verbreiteten Konformismus der Kirche mit der Welt führte».

Beide Pole brechen mit Tradition

Der Prälat hält beide Positionen, für gleichermassen rupturistisch. Er plädiert für «die Wiederherstellung eines gesunden Gleichgewichts in der Beziehung zwischen Glaube und Kirche einerseits und der Welt andererseits».

Wie die Kirche nicht mit der Welt verwechselt werden darf, so dürfe auch «die ursprüngliche Identität des Glaubens und der Kirche nicht so definiert werden, dass sie auf fundamentalistische Weise von der Welt getrennt wird».

Aber der Dialog zwischen der Kirche und der heutigen Welt dürfe auch «nicht dazu führen, dass sich der Glaube und die Kirche auf säkulare Weise an die Welt anpassen und damit ihre Identität auf gefährliche Weise aufgeben».

Kirchenreformen nur bedingt möglich

Für Kardinal Koch kann daher eine Reform der Kirche keine «Wesensänderung» bedeuten, sondern besteht in der «Beseitigung dessen, was nicht authentisch ist». Dies könne nur durch einen Prozess der Reinigung der Kirche geschehen, «ausgehend von ihren Ursprüngen», damit «die von Christus gewollte Form der einen Kirche wieder sichtbar werden kann».

Abschliessend betonte Koch in Valencia: «Das Konzil hat keine neue Kirche geschaffen, die mit der Tradition bricht, und es hat auch keinen anderen Glauben erdacht, sondern eine Erneuerung des Glaubens und eine erneuerte Kirche angestrebt, die sich auf den Geist der christlichen Botschaft gründet, die ein für alle Mal offenbart und in der lebendigen Tradition der Kirche überliefert wurde.» (ALM)