
Amal (10) möchte "Ärztin für die Haare", also Coiffeuse werden. Foto: Adeeb Farhat/Caritas Schweiz
Lichtblicke mitten in kriegswirren Tagen
Ukraine, Sudan, Syrien, Libanon – viele Kriege schwelen auf der Welt. Kinder sind diesen Gewaltausbrüchen am stärksten ausgesetzt. Projekte von Caritas Schweiz schaffen Lichtblicke in dunklen Zeiten.
Livia Leykauf, Caritas Schweiz
Mit sieben Kindern wohnen George und Shireen in einer winzigen, feucht-kalten Wohnung in einem Vorort von Beirut. Die Kabel sind unverputzt, der Putz bröckelt, Fenster sind kaputt. An einer unverstellten Wand hängt neben der Maske eines indigenen Häuptlings ein Papierbild des libanesischen Heiligen Charbel Makhlouf. Ausser einem Kinderwagen und einer Puppe lässt nichts darauf schliessen, dass hier sieben Kinder leben. Eine bessere Bleibe kann sich die Familie nicht leisten. Der Vater versucht Gelegenheitsjobs zu ergattern, aber es ist schwierig. «Viele Leute haben selbst kein Geld, um jemanden für Handlangerarbeiten zu bezahlen. Andere sagen, ich sei mit 49 schon zu alt.»
Nicht nur für die Familie von George hat sich die Lebenssituation in Beirut in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Die politische Instabilität verschärft den Verfall der Wirtschaft, was die Arbeitslosigkeit massiv ansteigen lässt. Die Kriegshandlungen der vergangenen Monate lähmen das Land zusätzlich. George und seine Familie haben die jüngsten Angriffe auf Beirut, die Explosionen und den massiven Beschuss hautnah miterlebt. Besonders für die Kinder war das eine höchst belastende und traumatisierende Zeit.
Gebrauchter Kochherd
Die Familie ist eine von Tausenden, die im Libanon von Caritas Schweiz im Rahmen eines Nothilfeprojekts Bargeldunterstützung erhält. So konnten George und seine Frau endlich einen gebrauchten Herd zum Kochen kaufen, einen alten Kühlschrank, die Lebensmittelvorräte aufstocken und Kleidung für die Kinder erstehen. Zusätzlich übernahm Caritas Schweiz einen Teil der Spitalgebühren, als Shireen operiert werden musste.

George hofft auf den Sommer, damit er endlich wieder arbeiten kann. «Alles ist so unglaublich teuer geworden», klagt der 49-Jährige. «Ich verdiene im Winter nicht einmal genug, um den Kindern ein Busticket zu kaufen. Und das bräuchten sie, um in die Schule zu kommen», fügt er beschämt hinzu.
«Ärztin für die Haare»
Die Eltern sorgen sich um die Zukunft der Kinder, auch weil sie nur unregelmässig zur Schule gehen. Die 10-jährige Amal träumt davon, Ärztin zu werden. Bei genauerem Nachfragen präzisiert sie «Ärztin für die Haare», und meint damit Coiffeuse.
Vorerst ist das ein Traum, aber wenigstens den konnte der Krieg ihr nicht nehmen.