
Papst Franziskus zeigt sich auf dem Balkon der Gemelli-Klinik. Foto: Screenshot Vatican Media
Nach 38 Tagen: Papst Franziskus ist zurück im Vatikan
Papst Franziskus hat das Spital verlassen. Der Weg bis zu einer vollständigen Genesung aber ist noch lang.
Annalena Müller
«Il papa torna a casa» – Der Papst kommt nach Hause – so titeln heute zahlreiche italienische Tageszeitungen. Nach 38 Tagen in der Gemelli-Klinik ist der schwer erkrankte Papst am Sonntag (23.3.) in den Vatikan zurückgekehrt. Zuvor zeigte sich der 88-jährige Pontifex am Klinikfenster und erteilte zum ersten Mal seit seiner Einlieferung den Segen. Vor der Klinik hatten sich Medienschaffende aus aller Welt und Hunderte Gläubige versammelt.
Jubel für «Papa Francesco»
Seit dem Morgen hatten sich zahlreiche Gläubige vor der Gemelli-Klinik versammelt, um den Papst bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem 9. Februar zu sehen. Sie riefen in Sprechchören nach «Papa Francesco». Dieser erschien kurz nach 12:00 Uhr auf einem Balkon im fünften Stock der Klinik.

Sichtlich geschwächt, aber ebenso sichtlich guter Dinge, winkte der Papst den jubelnden Gläubigen zu. Er dankte einer Frau, die mit einem Strauss gelber Blumen unter dem Balkon stand, und erteilte den Segen. Dass selbst so kurze Auftritte noch äusserst anstrengend für Franziskus sind, war deutlich zu sehen. Bereits die wenigen gesprochenen Worte führten zu einer Hustenattacke. Nach knapp eineinhalb Minuten wurde der Papst im Rollstuhl wieder ins Innere der Klinik geschoben.
Rückkehr nach Santa Marta
Kurz nach seinem Auftritt auf dem Balkon verliess Papst Franziskus die Gemelli-Klinik und wurde in seinem weissen Fiat 500 zurück in den Vatikan gefahren. Von einer Rückkehr zur Normalität kann aber keine Rede sein. In seiner Wohnung in Santa Marta steht dem Papst nun eine lange Genesungsphase bevor. Sein Zustand sei jedoch mittlerweile so stabil, dass der medizinische Dienst des Vatikans die Pflege übernehmen kann. Laut dem vatikanischen Arzt Luigi Carbone verfügt der Vatikan über einen ärztlichen Notdienst, der rund um die Uhr aktiv ist.

Über die Entlassung des Papstes hatten seine Ärzte am Samstagabend (22.3.) in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz informiert. Sergio Alfieri und Luigi Carbone, seine behandelnden Ärzte, erklärten der Öffentlichkeit, dass der Papst die doppelseitige Lungenentzündung überstanden habe.
Auch die meisten anderen Infektionen, mit denen der Papst am 14. Februar ins Krankenhaus eingeliefert wurde, seien laut den Ärzten grösstenteils «auskuriert». Andere Viren und Pilze seien «zurückgegangen». Bis zu einer vollständigen Genesung werde es jedoch noch einige Zeit dauern.
Zweimal dem Tod entkommen
Nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus sei der Papst zweimal in akuter Lebensgefahr gewesen, berichteten seine Ärzte. Da sich sein Gesundheitszustand aber seit nunmehr zwei Wochen stabilisiert habe und er nachts nicht mehr beatmet werden müsse, könne er seine Genesung nun im Vatikan fortsetzen.

Nach Einschätzung der Ärzte wird die Phase der Rekonvaleszenz mindestens zwei Monate dauern, in denen der Papst Ruhe braucht und vorerst an keinen Veranstaltungen teilnehmen kann.
In dieser Zeit werden die Atemphysiotherapie und die Sprechtherapie fortgesetzt. Die Sprechfähigkeit des Papstes ist nach der Lungenentzündung noch stark eingeschränkt. Seine Lunge führt den Stimmbändern noch nicht genügend Luft zu, um ausreichende Schwingungen zu erzeugen. Die Ärzte gehen jedoch davon aus, dass der Papst seine Sprechfähigkeit recht schnell wiedererlangen wird: «Im Vergleich zu vor zehn Tagen haben wir bereits erhebliche Verbesserungen festgestellt», sagte Sergio Alfieri von der Gemelli-Klinik am Samstagabend.
Ungeduldiger Jesuit
Laut seinen Ärzten hat Franziskus schon seit einigen Tagen auf seine Entlassung gedrängt. Letztlich habe er sich jedoch den Empfehlungen der Ärzte gefügt. Der Papst, der als ungeduldig gilt und dazu neigt, sich selbst zu viel abzuverlangen, habe sich während seines Krankenhausaufenthalts zu einem «vorbildlichen Patienten» entwickelt.
Wie das «Nederlands Dagblad» schreibt, hat sich der Papst laut dem argentinischen Kardinal und päpstlichen Vertrauten Victor Manuel Fernández im Februar zunächst geweigert, ins Krankenhaus zu gehen. Priester, die den Papst häufig sehen, hätten ihn nur «mit sehr starken Worten» überzeugen können. Fernández fügte scherzhaft hinzu: «Ich weiss nicht, welche Schimpfwörter sie verwenden mussten.»
Mit der Entlassung beginne laut Fernández nun «eine neue Phase des Pontifikats, die für die Kirche und die Welt fruchtbar sein wird». Der Leiter des vatikanischen Dikasteriums für die Glaubenslehre deutete sogar an, dass der Papst «Überraschungen aus dem Hut zaubern» könnte.