
Die Basler Bistumssprecherin Barbara Melzl hat nach kaum zwei Jahren im Amt gekündigt. Foto: zVg
Sprecherin des Bistums Basel wirft hin
Sie war keine zwei Jahre im Amt. Nun hat Bistumssprecherin Barbara Melzl gekündigt - per sofort. Ihre Amtszeit war geprägt von Krisen des Bistums.
Annalena Müller
Barbara Melzl ist vom Fach. Bevor sie im Sommer 2023 Kommunikationsverantwortliche des Bistums Basel wurde, arbeitete die gebürtige Bayerin in der Kommunikation der SBB in Bern. Berufsbegleitend absolvierte sie ein Theologiestudium. An Stress dürfte Melzl vor ihrem Wechsel nach Solothurn also gewöhnt gewesen sein. Trotzdem hat sie nach knapp zwei Jahren gekündigt. Das gab das Bistum am 9.4. in einer Medienmitteilung bekannt.
Zwei Jahre der Krisen
Barbara Melzl trat ihr Amt am 1. Juli 2023 an, nur wenige Wochen vor Veröffentlichung der Missbrauchsstudie. Dass es aus Kirchen-Kommunikations-Sicht ein schwieriger Herbst werden würde, war ihr sicherlich bewusst.
Melzls Feuertaufe aber wurde nicht die Studie, sondern ein Skandal des Bistums. Im August 2023 deckte der Beobachter den sogenannten «Fall Nussbaumer» auf. In einer Missbrauchsuntersuchung hatte sich das Bistum gravierende verfahrensrechtliche Fehler geleistet und damit einer Betroffenen Unrecht getan. Ein kirchenrechtliches Gutachten hat die Vorwürfe des «Beobachters» vor kurzem bestätigt.
Der Fall war neben Veröffentlichung der Missbrauchsstudie einen Monat später die grösste Erschütterung im kirchlichen Umfeld im Jahr 2023. Unter dem Eindruck der doppelten Krise diskutierten verschiedene Landeskirchen des Bistums darüber, Gelder zurückzuhalten. In einigen Kantonen laufen aktuell Vorstösse, die Bistumskonkordate aufzukündigen. Für die Kommunikationsbeauftragte keine einfache Situation.
Personalmangel und Überbelastung
Das Bistum Basel ist das grösste der Schweiz. Die Baustellen sind zahlreich. Für eine einizige Person wohl auch zu zahlreich. In den knapp zwei Jahren musste Barbara Melzl die Kommunikation des Bistums meistens alleine verantworten.
Mehrere Anläufe des Bistums, eine Stellvertretung anzustellen, verliefen ergebnislos. Der Personalmangel ist im Ordinariat bereits spürbare Realität. Dass der Dauereinsatz nicht folgenlos blieb, geht auch aus der kurzen Medienmitteilung hervor, die über Melzls Kündigung informiert. Aufgrund der enormen Mehrarbeit haben sich so viele Überstunden angsammelt, «die sie nun bis zu ihrem Austritt am 30. Juni 2025 kompensieren wird.» Mit anderen Worten: Das Bistum Basel ist per sofort ohne Kommunikationsverantwortliche.
Es ist der zweite hochkarätige Abgang einer kirchlichen Kommunikationsverantwortlichen innert wenigen Monaten. Anfang Dezember war bekannt geworden, dass die Sprecherin der Bischofskonferenz, Julia Moreno, den Hut nehmen musste. Es hatte vielfach Kritik an ihrer (Nicht-)Kommunikation gegeben. Die Stelle konnte bis heute nicht neu besetzt werden.
Für das Bistum Basel dürfte es nicht leicht werden, eine kompetente Nachfolge zu finden. Das Stellenprofil ist herausfordernd und im Alltag wahrscheinlich wenig attraktiv. Überbelastung und monetäre Unterbezahlung gehören dazu wie auch Anfeindungen von allen Seiten. Und Anerkennung, selbst wenn man den Job gut macht, bekommt man selten.
Barbara Melzl war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.