St. Ursenkathedrale in Solothurn. Foto: Wikimedia Commons.

Verbände kritisieren Bistum wegen umstrittener Domherrenernennung

Der frühere Untersuchungsleiter des Bistums Basel erhält einen Ehrentitel. Obwohl er sich gravierende Fehler zuschulden kommen liess. Reformverbände kritisieren das Bistum scharf.

 

Die reformkatholische Bewegung «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK) und die Betroffenenorganisation «IG M!ku» kritisieren in einer gemeinsamen Medienmitteilung das Bistum Basel. Der Grund: Zwar verzichtet das Bistum auf die feierliche Einsetzung eines umstrittenen Ex-Offizials, hält aber an dessen Ernennung zum Ehrendomherrn fest.

Gravierende Fehler

Um was geht es? Dem langjährigen Domherrn und Kirchenjuristen werden gravierende Fehler bei der Handhabung eines Missbrauchsfalls im Jahr 2020 vorgeworfen. Der «Beobachter» machte den Fall im August 2023 publik. Bischof Felix Gmür wurde im März 2024 von Rom offiziell für die Vorgänge im Bistum gerügt.

Trotzdem hielt das Bistum zunächst an der feierlichen Ernennung des früheren Offizials fest. Diese sollte am 26. Februar im Rahmen der Installation neuer Domherren gefeiert werden, wie das Bistum im Juli 2024 ankündigte. Gegenüber dem «Beobachter» sagte das Bistum, es handle sich nicht um eine Beförderung, ein Domherr werde nach seinem Rücktritt automatisch Ehrendomherr. 

Kritik an Kompromiss

Wohl auch aufgrund des medialen und internen Drucks versuchte das Bistum, die Situation mit einem Kompromiss zu entschärfen. Zwar sei der besagte Domherr mit seinem Ausscheiden aus dem Domkapitel Ende 2024 Ehrendomherr geworden, doch das Bistum verzichtet entgegen der eigenen Ankündigung nun doch darauf, dies im Rahmen der Domherreninstallation Ende Februar zu feiern. Dies bestätigte Bistumssprecherin Barbara Melzl gegenüber dem «pfarrblatt».

 


Aber auch für diesen Schritt erntet das Bistum scharfe Kritik. Die reformkatholische Bewegung «Allianz Gleichwürdig Katholisch» (AGK) und die Betroffenenorganisation «IG M!ku» wandten sich in einer gemeinsamen Medienmitteilung an das Bistum. 

Kosmetik statt Konsequenz

Darin veröffentlichten sie auch Teile des Briefs, mit dem sich die beiden Organisationen bereits im Sommer direkt an Bischof Felix Gmür und Generalvikar Markus Thürig gewandt hatten. Die Verbände hatten die Verantwortungsträger bereits im Sommer gebeten, von der Verleihung des Ehrentitels an den umstrittenen Domherren abzusehen. 

Als Begründung führten sie an, dass die katholische Kirche nicht glaubwürdig auftreten könne, wenn es nicht auch in der Leitung und Kommunikation einen Wandel gebe. Dies gelte insbesondere für Personalentscheidungen, bei denen Rechenschaftspflicht für «vergangene Fehler (Fehlentscheidungen)» Automatismen ersetzen müsse. Das Nicht-Feiern der Ehrendomherren-Würde des Offizials sei «nur kosmetisch», heisst es weiter.

Domherren können verzichten

Laut dem Luzerner Juristen Loris Mainardi hat der Bischof durchaus einen Ermessensspielraum in dieser Frage. Aber traditionell werde dieser nicht genutzt. Was es hingegen gibt: Domherren verzichten von sich aus auf die Ernennung. Beispiele sind der ehemalige Kantonaldekan des Kanton Aargau, Hans-Peter Schmidt, und Robert Geiser, ehemaliger Co-Dekan von Solothurn. Beide verzichteten 2006 beim Ausscheiden aus dem Kapitel auf den Ehrentitel. 

Im Gespräch mit dem «pfarrblatt» bestätigt Geiser, das damalige Domkapitel hat zu seiner Zeit als Domkanzler mehrmals über den Automatismus diskutiert. «Eine grosse Mehrheit lehnte den Automatismus damals ab.» Aber die Diskussion blieb letztlich ohne Konsequenz. Das Domkapitel versäumte es, darüber abzustimmen und einen entsprechenden Entschluss zu fassen, erinnert sich Geiser, der lange in Ostermundigen und Zollikofen tätig war.

Der Automatismus besteht also weiterhin. Aus Insiderkreisen heisst es, dass der umstrittene Offizial nicht verzichten und der Bischof ihn nicht dazu drängen wollte. Ob es zu einer neuen Diskussion im Domkapitel kommt – dieses Mal mit Abstimmung - ist offen. Das Bistum werde sich nicht einmischen, hiess es bereits im vergangenen Herbst. (ALM)